■ Die populäre Konzertführerin
: Samen, alter Punk und Trance

MusikerInnen aus Ghana, China oder Aserbeidschan sind dank einiger sehr weltläufiger Veranstalter in schöner Regelmäßigkeit auf Bremer Konzertbühnen zu erleben. Aber eine Sängerin aus Lappland kommt selten so weit in den Süden. In der Konzertreihe „women in (e)motion“ wird heute abend um 21 Uhr in der Schauburg Mari Boine ihre Lieder in der Tradition der Samen singen. Obwohl die Texte ihrer Songs in einer Sprache verfaßt sind, die selbst in Norwegen kaum noch einer versteht, ist Mari Boine eine der bekanntesten Interpretin der skandinavischen „Volksmusik“. Sie wirkte mit bei der internationalen Musikproduktion „One World – One Voice“, spielte zusammen mit dem zweiten berühmten Musiker aus Norwegen Jan Garbarek und produziert ihre Alben auf Peter Gabriels renomiertem Realword-Label.

Aus den USA kommt als nächste „women in (e)motion“ die „Guerilla Folksängerin“ Ani DiFranco am Freitag (8.7.) um 23 Uhr in die Schauburg und am Sonntag (10.7). um 20 Uhr ins KITO in Bremen-Vegesack. Die „ungekrönte Prinzessin der Nasenring-Generation“ (so ein amerikanischer Kritiker) wird mit bissigen Songs und einer rebellischen Aura als die „Protestsängerin der 90er“ gepriesen.

Eigentlich hatten sie sich 1984 endgültig getrennt, aber dann sahen sie es als ihre vaterländische Pflicht an, Slime neu zu erwecken. Die Hamburger Musiker der politisch ambitionierten Punkband behaupten tatsächlich, daß der Neo-Faschismus sie zu ihrer Reunion bewogen hat. Jetzt singen sie also mit politisch korrekter Botschaft und das müßte alle früh verblichenen Punkheroen eigentlich noch einen Zahn schneller in ihren Gräbern routieren lassen. Am Freitag (8.7.) um 20 Uhr treffen sich die Fans dieser golden Oldies im Schlachthof.

Vor wenigen Wochen spielte die Band „Aisha Kandisha's Jarring Effects“ moderne Musik aus dem Untergrund von Marrakesch. Jetzt kommt zur letzten Roots Night vor der Sommerpause noch eine ganz andere Gruppe aus Marokko in den Schlachthof: Am Dienstag (12.7.) um 20.30 Uhr spielt dort das Sextett Gnawa Express Tanger im traditionellen Stil der Gnawa Gesänge und Tänze. Diese mystische, vom Sufismus beeinflußte Musik, die sich ursprünglich in einer Gemeinschaft ehemaliger schwarzer Sklaven entwickelte, versetzt bei Ritualen das Publikum oft in Trancezustände. Während der Rhythmus eindeutig schwarzafrikanischen Ursprungs ist, kommen die Gesänge und Rituale aus der orientalischen Tradition. Mit dieser Mischung ist Gnawa eine archaisch, wilde Musik, die unter anderen auch Jazzmusiker wie Don Cherry oder Randy Weston beeinflußt hat.

Willy Taub