Wenn Eltern streiken

■ Bei Schulbetreuung soll gespart werden

Daß Eltern einen Schulstreik organisieren, passiert nicht allzu häufig. Normalerweise sind sie eher darauf bedacht, daß ihre Sprößlinge nicht eine Stunde Unterricht versäumen. Aber in der Schule an der Andernacher Straße haben sie am Montag die Türen dichtgemacht.

Die Eltern protestieren, weil die Betreuung der SchülerInnen vor und nach der Schule bedroht ist. Denn dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) wurde der Vertrag für das Schulbetreuungsprojekt zum Jahresende von der Bildungsbehörde gekündigt. Begründung: Das jetzige ASB-Angebot sei zu teuer.

Für den ASB ist im Momemt noch unklar, wie eine weitere Zusammenarbeit aussehen könnte, denn „zu den genannten Konditionen können wir unser jetziges Niveau nicht halten“, erklärt Joachim Meyer, Geschäftsführer des ASB Ost. „Der vorgeschlagene Abrechnungsmodus, würde uns dazu zwingen, bei den Lohnkosten zu sparen. Am billigsten wäre es, wenn wir junge, kinderlose Erzieherinnen einstellen und die dann alle zwei Jahre auswechseln“, empört er sich.

Die Bildungsbehörde dagegen sucht händeringend Einsparungsmöglichkeiten. Man wolle die Projekte nicht kippen, sondern mit dem ASB die Vertragsinhalte neu verhandeln, sagt Pressesprecherin Birgitt Rambalski. „Die einzelnen Projekte sind unterschiedlich teuer, das heißt, es gibt einen Spielraum und den wollen wir jetzt ausloten.“

In Zukunft soll nach den Plänen der Bildungsbehörde nämlich pro Kopf abgerechnet werden, um die Kosten anzugleichen. Mit dem so einzusparenden Geld soll das Angebot noch ausgeweitet werden, denn in der Koalitionsvereinbarung hatte man 1.000 Plätze als Ziel anvisiert. Zur Zeit sind aber erst 697 Kinder untergebracht.

Der ASB dagegen nennt als Grund für die relativ hohen Kosten, daß sie ältere Frauen mit Kindern beschäftigen, für die natürlich ein entsprechender Lohn bezahlt werden muß. „Im nächsten Jahr könnten wir die Löhne noch zahlen, aber danach nicht mehr“, erklärt Meyer.

Eingerichtet wurde die Schulbetreuung, um Kinder und Jugendliche in sozialen Brennpunkten zu versorgen, die keinen Platz im Hort bekommen haben. Ein Teil dieser Projekte wurde an freie Träger, wie den ASB abgegeben. Dieser ist auch für die Schulbetreuung in der Andernacher Straße zuständig. Dort können die Kinder schon morgens um 7 Uhr frühstücken, mit den anderen spielen oder auch den MitarbeiterInnen von ihren Sorgen und Nöten erzählen. Der größte Teil der Kinder kommt allerdings erst nach der Schule.

Die Frühbetreuung wird zwar bis jetzt vom Senat bezahlt, ist aber nicht im Vertrag festgeschrieben. „Eigentlich war unser Verhandlungsziel, die Frühbetreuung in den Vertrag aufzunehmen, aber jetzt sieht es so aus, als wenn wir sie ganz streichen müssen“, so Joachim Meyer. Dabei ist die Nachfrage groß. In der Andernacher Straße stehen zur Zeit 20 Kinder auf der Warteliste, die nicht aufgenommen werden können, weil die Gruppe mit 80 Kindern ausgelastet ist.

„Die Kinder hier haben es sowieso schon schwer, die sollen nicht auch noch in Massen abgefertigt werden“, so Monika Nebgen. Und die Eltern in der Andernacher Straße haben beschlossen, wenn die Behörden die Betreuung nicht sicherstellen, machen sie die Schule wieder dicht - aber dann gleich für mehrere Tage. kaz