■ Linsensoufflé
: Die Stars, ihre Namen und der Projektionist

„Nach jedem Film freue ich mich, wieder ins Musikgeschäft zurückkehren zu können.“

(Phil Collins)

Die arme Alfre Woodard. Es scheint ziemlich unwahrscheinlich, daß die hervorragende Schauspielerin in Deutschland jemals Starruhm erlangt. Wann immer nämlich ihr Name irgendwo niedergeschrieben wird, findet sich todsicher ein Besserwisser, der aus Alfre einen Alfred macht und blindwütig eindeutscht, was einfach nicht eingedeutscht gehört. Ähnlich ignorant, aber weniger folgenreich für die Betroffenen springen hiesige Schreibtischtäter mit den Herren De Niro, De Palma und DeVito um und verweigern ihnen regelmäßig den Versal, weil sie's vermutlich vom Toskana-Urlaub so gewöhnt sind.

Sollte nun der Filmkritiker Ihres Vertrauens ähnlich verfahren, fragen Sie ihn dann bei Gelegenheit, ob er sich überhaupt fürs Kino interessiert.

Und wenn Sie Ihren Gewährsmann schon mal beim Schlafittchen haben, soll er auch gleich sagen, ob er vor oder nach dem Nachspann das Lichtspieltheater verläßt, er also gegebenenfalls darauf hinweisen kann, wenn die Credits die besten Gags des Films beinhalten wie in „Nackte Kanone 33 1/3“ beziehungsweise der beste Gag des Films an den Nachspann angehängt wurde wie in „Ein verrücktes Paar“.Nicht gesehen? Walter Matthau in der Badewanne? Tja, dann haben Sie wieder eine kleine Köstlichkeit verpaßt.

Als interessierter Laie gerät man ja regelmäßig ins Staunen beim tagtäglichen Querlesen. Da gibt es Rezensenten – auf Anfrage belege ich es gerne –, die nicht „Flesh Gordon“ (Parodie) von „Flash Gordon“ (Remake) zu unterscheiden vermögen, aber stolz und selbstverliebt ingrimmige Verrisse vom Stapel lassen.

Und begab es sich nicht einstmals hier in unser aller Hauptstadt, daß der Regisseur Adrian Lyne von einem gestrengen Skribenten bezichtigt wurde, er habe bei der Inszenierung des Films „Jacob's Ladder“ fahrlässig und überaus spannungsmindernd die Mikrophone ins Bild halten lassen? Gescheiter wäre gewesen, den saumseligen Projektionisten bei den Ohren zu nehmen und ihn nachdrücklich aufzufordern, den Film gefälligst im vorgesehenen Format vorzuführen.

Selbstredend sollten allerdings auch gewöhnliche KinobesucherInnen in derartigen Fällen Beschwerde führen, um Nachbesserung bitten oder das Eintrittsgeld zurückverlangen.

Was das Fernsehen betrifft, hat man schon längst die Hoffnung aufgegeben, halbwegs sachverständig unterrichtet zu werden (große Ausnahme: die Sendung „Apropos Film“).

Man beobachtet nur noch mit wohligem Grausen, wenn die fidelen Cineasten von „Bravo TV“ Rosie O'Donnell und Elizabeth Perkins („The Flintstones“) nicht auseinanderhalten können und RTL 2 den nun auch schon ein paar Jahre jenseitig wesenden Michel Coluche als – festhalten, es geht in die Steilkurve – „Frankreichs Star-Komiker Claude Lelouch“ ankündigt.

Harald Keller