Karadžić spricht vom „Diktat der USA“

■ Erste Reaktionen der Kriegsparteien auf den Teilungsplan für Bosnien

Genf (taz) – Mit Zurückhaltung und kritischen Detailanmerkungen reagierten Vertreter der bosnischen Konfliktparteien, Premierminister Haris Silajdžić und der selbsterannte Serbenführer Radovan Karadžić, auf den neuen Teilungsplan für Bosnien. Dieser wurde ihnen gestern von Diplomaten der sogenannten „Kontaktgruppe“ präsentiert. Beide Politiker vermieden es jedoch, sich auf eine Annahme oder Ablehnung des Planes festzulegen und machten eine endgültige Entscheidung von Beratungen des bosnischen Parlaments in Sarajevo bzw. der selbsternannten Volksvertretung der bosnischen Serben in Pale abhängig.

Silajdžić erklärte, es sei „äußerst fragwürdig“, daß „die nichtserbischen Städte Zvornik, Rogatica, Bratunac und Vlesenica“ in dem Teilungsplan dem serbischen Gebiet zugeordnet werden. Der ebenfalls im Plan vorgesehene serbische Ost-West-Landkorridor durch das nordbosnische Save-Becken stehe „im Konflikt mit dem Ziel, die territoriale Integrität Bosnien-Herzegowinas zu bewahren“. Silajdžić verwies darauf, daß die Außenminister der Kontaktgruppenstaaten (USA, Rußland, EU) am Dienstag in Genf dieses Ziel noch einmal ausdrücklich bekräftigt hätten. Der bosnische Premierminister bemängelte, daß die durch die Kontaktgruppe repräsentierte internationale Gemeinschaft noch immer nicht bereit sei, der Aggression gegen Bosnien mit angemessenen Mitteln zu begegnen. Es käme jedoch „einem Wunder gleich, ließe sich Gewalt allein mit Worten stoppen“. Wenn der neue Plan am Veto der Serben scheitern sollte, müsse das Waffenembargo gegen Bosnien „endlich aufgehoben werden“.

Karadžić wollte zu Einzelheiten des Plans keine Stellung nehmen, bezeichnete ihn aber als ein „Diktat der USA“. Die Clinton-Administration gebe „ihre gesamte Unterstützung den Muslimen“. Offensichtlich hätten „die anderen Mitglieder der Kontaktgruppe keinen Einfluß auf die Entwicklung des Planes genommen“. Die Kontaktgruppe bemüht sich unterdessen, den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević zur Unterstützung ihrer Vorschläge und zur Druckausübung auf die bosnischen Serben zu gewinnen. Zu diesem Zweck reiste der russische Außenminister Kosyrew noch am Dienstag nach Belgrad.

Die Konfliktparteien müssen bis zum 19. Juli ihre endgültige Haltung zum Plan der Kontaktgruppe erklären. Für den Fall der Ablehnung durch eine oder beide Seiten erwägt die Gruppe eine Reihe von Sanktionen. Über die meisten der diskutierten Maßnahmen besteht allerdings vor allem zwischen Rußland und den westlichen Staaten noch kein Konsens. Andreas Zumach