Steh im Stau mit dem Staufer

■ In der Lübecker Altstadt wird's eng - der Kaiser kommt

Die Post hat ihm zum 800. Geburtstag eine Sonderbriefmarke spendiert, die Hansestadt Lübeck läßt Friedrich II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, am kommenden Sonntag wiederauferstehen. Weil der Stau–ferkaiser der Stadt 1226 die Reichsfreiheit verliehen hatte, bedankt sich Lübeck mit einem Festzug.

„In einem Kaiserwagen“, sagt Jochen Düring, Vorsitzender des Lübecker Volksfestkomitees, „wird der Staufer noch einmal in natura dem historischen Wagenzug durch die Lübecker Altstadt vorausfahren.“ Der auf das Jahr 1848 zurückgehende Lübecker Volksfestzug – das Datum hat nach Angaben des Volksfestkomitees einen historischen Bezug zur demokratischen Frankfurter Paulskirchen-Bewegung – ist in seiner Art einmalig in Deutschland. Kilometerlang wälzt er sich alljährlich durch die engen Gassen der alten Hansestadt. Allein im vergangenen Jahr hatte das Spektakel rund 60 000 Zuschauer angezogen.

Ein prominenter Lübecker – den Namen will das Volksfestkomitee noch nicht verraten – hat sich bereiterklärt, die Rolle des Stauferkaisers, dessen Konterfei im Lübecker Rathaus prangt, zu übernehmen. Gegenwärtig sind die Bühnen der Hansestadt dabei, den „Kaiser“ für seine Rolle „historisch korrekt herzurichten“. Eines ist allerdings mit Sicherheit historisch nicht einwandfrei: In Lübeck wird Friedrich II. diesmal statt der Reichsfreiheitsurkunde mehrere Zentner Bonbons unter den Zuschauern verteilen. Peter Martell