Ein trockener Platz

■ Therapiehaus Neuland feiert sein 10-Jähriges

“Ich wußte zwar, daß etwas mit mir nicht stimmt, aber nicht was es war. So soff ich mich weiter durchs Leben“, schildert der inzwischen trockene Alkoholiker Harald seine Zeit kurz bevor er nach mehreren Klinik-Aufenthalten im Haus Neuland landete. Dort habe er das Handwerkzeug mitbekommen für ein trockenes Leben, sagt er. Ein größeres Lob konnten die MitarbeiterInnen des Haus Neuland wohl kaum zum gestrigen 10-Jährigem Geburtstag ihrer Übergangseinrichtung der Arbeiterwohlfahrt erhalten.

Die meisten Suchtkranken, die in den letzten zehn Jahren eine Therapie im Haus Neuland anfingen, sind Alkoholiker. In der nächstgrößeren Gruppe gebrauchten die Suchtkranken sowohl Alkohol als auch Tabletten und illegale Drogen. Rund ein Prozent besuchten das Haus zur Therapie ihrer Spielsucht. Ziel der Einrichtung ist es, die Motivation der BewohnerInnen zur Abstinenz in einem suchtmittelfreien Milieu zu entwickeln und zu stützen. Die Programmpunkte, die zu diesem Ziel führen sollen, sind vor allem auf die Eckpfeiler der Selbsthilfegruppen außerhalb des Hauses gestützt, und auf einen geregelten Tagesablauf innerhalb des Hauses mit Arbeit in der Malerei, Schlosserei, Gärtnerei, Tischlerei und der Hauswirtschaft. „Wir bauen hier nicht nur Enten und Bollerwagen, wie in der Beschäftigungstherapie üblich, sondern bekommen auch Auftragsarbeiten“, sagt der Leiter der Tischlerei stolz. Obwohl dort im Moment mehr gelernte Bäcker als Tischler arbeiten gelingt ihnen alles.

Damit die Suchtkranken nach mindestens 6 bis längstens 24 Monaten Aufenthalt im Haus Neuland wieder ins Berufsleben zurückkehren können, wird eng mit anderen Institutionen zur beruflichen Integration kooperiert. Das Haus Neuland glaubt an das Konzept der größtmöglichen Selbsthilfe – die Hausbewohner sind zum Beispiel in ihren Gemeinschaftsküchen Selbstversorger. Bei der These des Festredners Dirk Schwoon von der Psychiatrischen Klinik in Hamburg-Eppendorf, daß „jede Einrichtung sich die Alkoholiker formt, mit den sie selbst bestens zurecht kommt“ ging dennoch ein Raunen durch den Saal. Seiner Meinung nach könne man die Methoden zur Bekämpfung des Alkoholismus in vier Hauptgruppen eingliedern: Bekehren, Heilen, Ausgrenzen, Begleiten. Bei all diesen Ansätzen, die es zum Teil seit hunderten von Jahren gäbe, sei es vor allem wichtig, das jeweilige „Spiel“ zu reflektieren, „um diesen einmaligen individuellen Menschen zu helfen“. vivA