■ Rosi Rolands unglaubliche Geschichten
: Gutz, Genie von Krams Gnaden

Wenn einer ein Genie ist, dann Hans-Herbert Gutz. Seinen ersten Lohn bezieht er als Angestellter der Stadthalle Bremerhaven, spießstinkbürgerlichWenn er als Betreiber der Agentur „Kulturinitiative“ Künstler oder Gruppen an die Stadthalle vermittelt, dann kassiert er Provisionen, die – Originalton Gutz - „zu 100 Prozent“ denen anderer Agenturen entsprechen. Stadthallen-Geschäftsführer Krams weiß das und hat es im Arbeitsvertrag genehmigt.

Wenn Gutz zudem die Bremerhavener Stadtverordneten-Versammlung, in der die Rettung des Postens für seinen Chef Krams verhandelt wird, live aufnehmen läßt, damit alles für die Nordsee-(Zeitung)-TV über den Offenen Kanal flimmert, dann verdient Gutz an seinen „Nebentätigkeiten für die Nordsee-TV“ zum dritten Mal, auch „gemeldet und genehmigt“ – von Krams. Und wenn Gutz für die FBEG das „Schaufenster Bremerhaven“ künstlerisch plant und organisiert, verdient er zum vierten Male – „Nebentätigkeit gemeldet und genehmigt“. Wie das geht? Der Gutz ist einfach gut.

Aber Gutz versäuft das Geld nicht wie sein Chef Krams (der am 12.12.1992, seinem Geburtstag, zum 3. Mal den „Lappen“ verlor, diesmal wegen Fahrerflucht nach einem Unfall). Gutz versorgt mehr Kinder als eine Hand Finger hat, sagt man in Bremerhaven. Denn er hat ein bewegtes Leben hinter sich, der „Hansi Gutz“, den einige mit Spitznamen „Stasi-Gutz“ nennen. In Berlin, Anfang der 80er Jahre, lernte Gutz sein Handwerk als Kultur-Referent beim Vorstand der SEW. Daß die Westberliner Filiale der SED ihre Kader nicht aus Mitgliederbeiträgen zahlen konnte, kann man mit dem Taschenrechner beweisen. Den „Künstlern für den Frieden“, bei denen Gutz dann full power im Parteiauftrag einstieg, hat Gutz mit dem einen oder anderen Scheck aus dem realen Sozialismus aus Verlegenheiten helfen können. Da die Grenze durch Berlin von West-Seite nicht kontrolliert wurde, hätte man das Koko-Geld säckeweise rüberschleppen können...

Seine intimen Kontakte in die DDR wurden Gutz zum Verhängnis: Er verliebte sich unsterblich. Die Stasi genehmigte aber die Ausreise der Schönen nicht. Gutz stellte die Liebe über die Parteitreue und schleuste die Liebste illegal aus. Die SEW entfernte den treuen Genossen aus ihren Reihen.

Anstatt aber zu seiner ursprünglichen Kunst zurückzukehren und die Gitarre vorzukramen, warf er sich aufs Kulturmanagement. Was er besser kann – neidlos Rosi Roland