■ Grün statt Grau: Laubenpieper haben Angst um ihre Ruhe
Brigitte Kuhn, 60 Jahre, Rentnerin
Unsere Wohnung ist gleich um die Ecke. Aber von Februar bis Oktober wohnen wir hier in unserem Gartenhäuschen. Drinnen haben wir sogar Heizung. Und jetzt soll hier eine Straße durchgebaut werden. Das wär echt schade und ich hoffe, daß es nicht passiert. Ich bin Rentnerin, und da wäre es mir zuviel, nochmal anzufangen. Ich würde mich dann eben wieder zu Hause auf den Balkon setzen.
Manfred Kania, 59 Jahre, Vorrentner
Bisher ist die Pachterhöhung noch erträglich. Aber wenn kommt, was im Gespräch ist, und pro Quadratmeter bis zu 1,40 Mark mehr gezahlt werden sollen, dann ist das ganz schön happig. Viele werden sich dann ihren Garten nicht mehr leisten können. Aber irgendwas braucht man als Großstädter. Auf einer Wiese in der Sonne sitzen, das kann man, wenn man jung ist, aber nicht mehr in meinem Alter.
Kurt Winter, 52 Jahre, Klempnermeister
Ich möchte die Ruhe und die schöne Umgebung von meinem Garten nicht missen. Nirgends ist es so idyllisch und gemütlich. Wenn die Straße hier durch gebaut wird, dann haben wir nur noch Radau und Lärm. Gegen den Bau der Straße hat es schon viel Protest gegeben, aber der Senat macht trotzdem, was er will. Ich habe deswegen auch schon überlegt, mir einen neuen Garten zu suchen.
Margot Luschitz, 59 Jahre, Vorruhestand
Wir wohnen in Marzahn, in diesen Betonblöcken, wo es ja nicht so schön ist. Darum ist der Garten eigentlich unser ein und alles. Wir sind hier so oft wie möglich. Und jetzt haben wir natürlich Angst, daß hier eine Straße hin soll. Dann müssen wir sicher ausziehen. Und in unserem Alter nochmal in eine andere Kleingartenanlage zu ziehen, wo man fremd ist, nee, das würden wir nicht machen.
Rudolf Doerwald, 73 Jahre, Rentner
Die Pacht ist schon zwei Mal erhöht worden. Früher hat mich der Garten im Jahr 100 Mark gekostet, jetzt sind es schon 600 Mark. Aber dafür hat man Ruhe und Erholung. So wie früher ist es allerdings nicht mehr. Damals war alles irgendwie persönlicher. Bei Gartenfesten, da haben wir Laubenpieper zusammengesessen. Heute kommen irgendwelche Leute und man fühlt sich gar nicht mehr wohl.
Bärbel Bluhm, 39 Jahre, Diplombetriebswirtin
Mit das beste an meinem Garten ist, daß er so nah an meiner Wohnung liegt. In drei Minuten bin ich in der Natur und kann abschalten. Jeden Abend trifft sich die ganze Familie zum Essen. Ich habe große Angst, daß hier bald eine Straße durchgeht. Dann ist nichts mehr mit Erholung, da hilft auch keine Schallschutzmauer. An das, was dann kommt, möchte ich lieber gar nicht denken.
Umfrage: Patricia Pantel
Fotos: Bente Geving
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