■ Urlaub zwischen Spaß und Streß
: Veränderte Heimkehr

In Deutschland leben 6,5 Millionen Ausländer. Davon stammen 4 Millionen aus den sogenannten Anwerbeländern. Während der Urlaubszeit setzt sich jährlich, ausgehend von Deutschland, die Migrantenkarawane Richtung Süden in Bewegung. Ihnen schließen sich die Landsleute aus den Niederlanden, Frankreich und Belgien an. So treffen z.B. Portugiesen und Spanier aus Deutschland bereits in Frankreich Marokkaner, die über Spanien nach Marokko fahren. Während die große Mehrheit der Migranten immer noch mit ihren Pkws in ihr Heimatland fährt, mußten sich fast zwei Millionen Türken oder aber 350.000 Griechen nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien andere Verkehrswege suchen. Einige kluge Geschäftemacher haben eine Marktlücke entdeckt. Sie bieten für Unsummen von Geld den Transport von Pkws mit dem Flugzeug oder aber mit Lastwagen an.

Urlaub im Heimatland bedeutet in erster Linie die Pflege der sozialen und kulturellen Bindungen. Viele Arbeitsmigranten nutzen die Urlaubszeit beispielsweise für die Renovierung ihres über das ganze Jahre leerstehenden Hauses oder aber für besondere Anlässe wie Hochzeits-, Beschneidungs- oder Tauffeiern der Kinder oder der Verwandten. Der Urlaub im Heimatland ist für viele mit Streß, Arbeit, aber auch Kosten verbunden. Nicht selten kommt es vor, daß Familien vor dem Urlaub einen Kredit aufnehmen, um solche Feierlichkeiten finanzieren zu können. Das Image des „reichen Deutschländers“ führt dazu, daß dies ganz selbstverständlich von ihnen erwartet wird, ebenso wie die vielen Geschenke für jedes auch noch so entfernte Familienmitglied. Interessant ist die Beobachtung, daß sich bei vielen Migranten die Einstellung zum Urlaub im Heimatland gewandelt hat. Die Zeit, die teils aus Pflichtgefühl, teils aus Heimweh mit den Verwandten verbracht wird, nimmt stetig ab. Egal, welcher Nationalität sie angehören, immer mehr Migranten versuchen ihren Urlaub auch für die ganz persönlichen Bedürfnisse zu nutzen. Eine große Zahl von Migranten haben Ferienhäuser in den Heimatländern erworben. Auch Lebensweise und Lebensstandard in der Bundesrepublik bestimmen die Urlaubsplanung und Gestaltung der Migranten. So verbringen immer mehr Jugendliche, Studenten und die intellektuelle Schicht ihren Urlaub hin und wieder in einem anderen Land. Die Veränderung der Urlaubsgewohnheiten hängt auch mit dem Grad der Übernahme deutscher Verhaltensweisen eng zusammen. Fest steht aber, daß die „erste“ oder „zweite Heimat“ – je nachdem, wie die Migranten das eigene Ursprungsland benennen – das meistbereiste Land ist und in Zukunft auch bleiben wird.Cigdem Akkaya