Sanssouci
: Nachschlag

■ "Head attack" - "Ein großes Päckchen Aspirin" (SchwuZ)

Bühnenfee Gérome Castell ist hinreißend. Galant und mit einem verruchten Augenblinkern moderiert sie das Programm. Nur beim Politischen hat sie Schwierigkeiten mit dem Moderations-Freestyle. Das von ihr verlesene Pamphlet kündigt „anspruchsvolles Liedgut“ und „sozialkritische Texte“ an. Die so angekündigten Würgeengel in Hellblau mit Platinlocken, Krönchen, Hängebusen und Schwangerenbauch verbreiten hartnäckig Schlager mit der unisonen Botschaft: „Uhu, aahaaa aha.“ Höhepunkt: eine Sturzgeburt. Der Kreißsaal war in diesem Falle das SchwuZ, die Geburtshelfer: 15 Tunten von Rang und Namen aus dem Berliner Off-Leben. „Ein großes Päckchen Aspirin“ versprachen die PeinigerInnen namens „Head attack“. Wer des Titels wegen eine Eintrittstablette zur Prophylaxe erwartete, sah sich getäuscht – die stimmlichen Schieflagen, die Attacken auf jedes Restchen guten Geschmacks mußten ungedopt verkraftet werden. „Bananen Staude“ beispielsweise als ungeschickte Assistentin befand sich mit schräg-dümmlichem Blick ausdauernd auf der Suche nach ihrer Zweitfrisur und dem Fettnäpfchen. Ades Zabel (bekannt als Duo-Hälfte von „Edith und Hotte“) war, mal als Madonna, mal als Bestandteil der „Geschwister Fissler“, nur vom anwesenden BKA-Meister persönlich von der Bühne zu holen, weil Zabel auch dort die Bühne zu bevölkern hatte. „Tima die Göttliche“ indes gab Zille mit seiner „Hymne an den Unaussprechlichen“ (Hintern) zum besten. Schließlich verlor auch die Moderatorin ihre vornehme Zurückhaltung und durchruderte mit großen Gesten die Bühne. Das alles wäre nicht mehr als ein banaler, aber sehr vergnüglicher Abend mit gelegentlichen Entgleisungen, stünde nicht doch ein raffiniertes Konzept dahinter. Motto: „Selbst ist die Frau“ oder „Sonst hilft dir keiner“. Der Abend war eine Benefizveranstaltung zur Finanzierung eines für den Winter geplanten Theaterstücks nach dem Film „Die Frauen“. Bis dahin gibt's die Aspirin-Show gelegentlich als Vorspiel in diversen Lokalitäten. Petra Brändle