Unterm Strich

Auch die anderen haben ihre Geheimdienstgeschichten: Es war zwar schon bekannt, daß der britische Schriftsteller Graham Greene wußte, was er schrieb, als er am „Dritten Mann“ oder an „Unser Mann in Havanna“ arbeitete. Aber daß er so lange für den Geheimdienst tätig war, hätte doch niemand geahnt. Greene, der 1991 im Alter von 86 Jahren starb, soll noch bis in die späten siebziger Jahre hinein von Zeit zu Zeit für den britischen Geheimdienst MI6 gearbeitet haben. Wie der Daily Telegraph vom Samstag berichtet, endete seine Geheimdiensttätigkeit nicht 1944, wie der Autor selbst erklärt hatte. Britische Regierungsbeamte haben nach Angaben des Blatts dem Verfasser einer neuen Greene-Biographie bestätigt, daß der Autor noch bis in die achtziger Jahre vom Geheimdienst auf der Liste gelegentlicher Mitarbeiter geführt wurde. Bei Reisen nach Lateinamerika, Südostasien, China und Osteuropa habe er im Auftrag des Dienstes Informationen besorgt, teilten die Beamten Prof. Michael Shelden von der Indiana State University mit. Dabei sei Greene sein Ruf als Schriftsteller und Sozialist zugute gekommen. Er öffnete ihm die Türen zu Ho Chi Minh und Fidel Castro.

Der französische Regisseur Christian-Jaque ist am Freitag im Alter von 89 Jahren in Paris an einem Herzinfarkt gestorben. Christian-Jaque, der mit bürgerlichem Namen Christian Maudet hieß, hat ein halbes Jahrhundert lang den französischen Unterhaltungsfilm geprägt. Er drehte über 70 zum Teil sehr erfolgreiche, mit vielen Stars besetzte Filme. Dazu zählten „Das Geheimnis von St. Agil“ (1938), eine Mischung aus Kriminalfilm und satirischer Komödie mit Erich von Strohheim und Michel Simon, „Blaubart“ (1951) mit Pierre Brasseur, vor allem aber „Fanfan, der Husar“ (1951) mit Gerard Philippe und Gina Lollobrigida, eine Sternstunde der Fernseh-Sonntagnachmittage in unseren seligen Kindertagen.

Eine umfangreiche Gottfried-Benn-Sammlung aus privatem Besitz hat jetzt die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam erhalten. Der Fundus, für den in der zentralen Bücherei des Landes Brandenburg eine eigene Abteilung eingerichtet worden ist, umfaßt mehrere hundert Bücher, darunter nahezu sämtliche deutsche Erstausgaben. Darüber hinaus seien auch Sekundärliteratur, Porträtzeichnungen sowie Plakate, Schallplatten und Kassetten über Lesungen Gottfried Benns dabei, sagte der Spender, Fritz Wüllner aus Sandhausen bei Heidelberg, am Sonntag. Er verehre den Dichter, den er für den bedeutendsten Lyriker dieses Jahrhunderts halte, seit seiner Jugend, so der 82jährige. „Ich wollte die Sammlung in Ostdeutschland unterbringen, wo Benns Werk über Jahrzehnte unterdrückt worden ist“, betonte Wüllner. Der Fundus solle jetzt Experten und Literaturliebhabern zugänglich sein. Zur Feier des Tages wird sich Kultusminister Enderlein öffentlich in den Fundus übergeben.