■ Das Portrait: Gianluca Pagliuca
Star-Tenor Luciano Pavarotti lobte Gianluca Pagliuca in den höchsten Tönen. „Er hat heute Italien gerettet.“ Der Torwart war Italiens Garant auf dem Weg ins Halbfinale beim 2:1 gegen Spanien. Fußballfan Pavarotti wird am Mittwoch beim Halbfinale in New York zuerst ein Konzert geben – und dann auf der Tribüne dem Mann im Kasten die Daumen drücken.
Pagliuca, der seiner Mannschaft sechs Minuten vor dem Schlußpfiff mit einer Fußabwehr gegen Salinas den Sieg sicherte (s.a. „Gurke“ Seite 18), war am Ende glücklich und erleichtert. „Das Spiel war für mich eine Art Revanche nach dem Platzverweis in der Vorrunde“, erklärte der 27 Jahre alte Schlußmann vom Pokalsieger Sampdoria Genua.
Im Spiel gegen Norwegen war der Keeper nach seinem absichtlichen Handspiel vor dem Strafraum schon in der 21. Minute vom Platz geflogen. Zweimal mußte der Sünder die Bank drücken – und war beim „Südeuropa-Gipfel“ in Boston wieder voll da. Allein in der zweiten Halbzeit parierte er acht Bälle der Spanier.
„Dieser Sieg war für mich nach der Roten Karte sehr wichtig“, meinte der Mann mit der kleinen Schmachtlocke auf der Stirn. „Hätten wir heute verloren, wäre ich blamiert gewesen“, befürchtete Pagliuca, der den legendären Dino Zoff verehrt.
Pagliucas Wechsel zu Inter Mailand ist so gut wie besiegelt, der Vertrag liegt zur Unterschrift bereit. Doch das Tauschgeschäft mit Altstar Walter Zenga könnte noch in letzter Minute platzen, denn die Genuesen wollen für den besten Keeper der A-Liga noch neun Millionen Mark sehen. An der Klasse Pagliucas hat Inter-Boß Ernesto Pellegrini allerdings keine Zweifel.
Retter Foto: Bongarts
Die Tifosi hatten ihrer Nummer eins im Tor den „Aussetzer“ gegen die Wikinger übelgenommen. Und auch die 0:1-Niederlage gegen Irland wollte man ihm anlasten. Doch Pagliuca wies all seine Kritiker in die Schranken: „Meinen einzigen Fehler in 20 Länderspielen habe ich gegen Irland gemacht. Versteht mich recht, den einzigen Fehler in 20 Spielen.“
Die Karriere des 1,88 Meter großen und 87 Kilo schweren Torhüters, der am 8. Mai 1988 sein Profidebüt bei Sampdoria gab, schien vor einem Jahr schon auf tragische Weise beendet. Doch Pagliuca erholte sich von den schweren Verletzungen, die er bei einem Autounfall im Mai 1993 erlitten hatte. Bis auf eine Ausnahme stand er in allen WM-Qualifikationsspielen im Tor der squadra azzurra. dpa
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