Der Vorteil der Horizontalität beim Soul

■ Randy Crawford versprach Gemütlichkeit und bot Herzmassage und Hexenschuß

Oh smooth, really smooth. Alles eigentlich – das Wetter, die Atmosphäre, das blickverstellende, dauer-knutschende Pärchen und natürlich vor allem die Stimme von Randy Crawford. Klein, knubbelig, linkisch und mit einem unwiderstehlich-strahlenden Charme trat die Soul-Dame am Sonntag nachmittag auf die Stadtparkbühne.

Anderthalb Stunden hatte sie ihre Fans in der brüllenden Hitze auf sich warten lassen; angesichts der sommerlich gestimmten Gemüter nahmen diese es jedoch gelassen – sich auf Decken und Badematten im Staub räkelnd.

Gemütlich wurde es dennoch nicht. Denn das jugendliche Publikum genießt heutzutage vorzugsweise im Stehen: So riß der Rock-Jazz von Marcus Miller im Vorprogramm das Publikum en bloque auf die Füße und da blieb es dann auch. Freier Blick auf kahlrasierte Frauenwaden an Männersocken in Sandalen hieß es fortan. Und wer nicht sehen konnte, mußte fühlen – bei völlig übersteuerten Bässen war die Herzmassage inclusive. Nichts also mit textiler Unterlage und Dösen zu relaxter Musik, sondern Gravitationsangriff total auf die Bandscheiben. Schade eigentlich. Denn Randy Crawfords Lieder eignen sich weniger zum Wippen und Stampfen, als zum melancholisch-milden Schwelgen. Stimmgewaltig und vor allem tonal fehlerlos trug sie ihre Lieder vor: Eine Mixtur aus Pop, Soul, Blues und Jazz. Ob mit Almaz oder Who's Crying Now, solo nur mit Klavierbegleitung oder mit Bob Dylans Knocking On Heavens Door, die Sängerin aus Georgia sorgt mit ihren zahlreichen Lieder in perfekter „jazzy mood“ für verzückte Gesichter beim Publikum. Das dankte es ihr. Die Bandscheiben der Chronistin dankten dem Publikum nicht – es wäre ein Programm zum geniessen. Gewesen.

Sannah Koch