„Ich bereue nichts“

■ Warum Bundestrainer Berti Vogts nicht an Rücktritt denkt und ihn Katrin Krabbe auf das heftigste unterstützt

Berlin (taz) – Ein Fazit? In Grenzsituationen scheinen „unsere Jungs“ während ihres gewesenen Trips im Amiland Grillparties feiern zu müssen. So beim Rausschmiß von Stefan Effenberg. So auch kurz vor dem Abflug von Bertis Buben aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das es möglich gemacht hatte, daß deutsche Fußballer zum ersten Mal nach zwölf Jahren nicht in einem WM-Finale ihre Beinkunst demonstrieren dürfen. Schluchz.

Grillparty im noblen Hotelgarten des Hilton at Short Hills in New York. Von wegen Short Hills. Zu groß war er, der Berg, der bulgarische. So groß, daß der dpa-Mann, der wohl an der garden-party teilhaben durfte, kulinarisch metaphorisierte: „Der Weltmeister hat sich an einem Hamburger verschluckt.“ Für die, die es noch nicht wissen sollten: Yordan Letchkov, eigentlich Hamburger SV, zur Zeit aber Bulgarien, beendete die WM- Darbietungen von Matthäus & Co ohne Feingespür für die deutsche Fußballseele mit einem Kopfballtor. Soviel Frechheit war selbst dem 27jährigen Bulgaren nicht geheuer: „Ein komisches Gefühl.“

Aber, bitte schön, Herr Letchkov, was sollen dann die Geschlagenen noch sagen, wenn Sie schon von Emotionen reden? Nichts mehr. Genau! Totenstille war's in der Kabine, vermeldete Andreas Köpke, der Edelreservist. Denn: „Der Schmerz sitzt tief“ (Jürgen Kohler). Dem Waden-Verletzten Matthias Sammer gar kullerten die Tränchen: „Den Spielern tut es leid für die Leute in Deutschland.“ Und Illgner, der Verräter (s. Gurke) grantelte: „Wir haben uns das anders vorgestellt.“ Klar doch, 75.000 Mark sind jedem Kicker durch die Lappen. Dem DFB gar 1,6 Millionen Mark bloß für die Antritts-Prämien Halb- und Finale. Aber, was ein rechter deutscher Kicker ist, der weiß: „Das muß ein Fußballer wegstecken können“ (Kohler), selbst wenn er „leer und kaputt“ (Buchwald) sein sollte. Denn schließlich, so befiehlt uns Bundes-Berti in der Stunde der Niederlage höchstselbst: „In Deutschland muß man lernen, die Leistungen anderer Mannschaften zu respektieren.“ – Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. So wie Egidius „Pfarrer“ Braun: „Wir haben große Siege gefeiert und müssen nun in der Niederlage auch Größe zeigen.“ Genau, denn gemeinsam sind wir stark. Deshalb haben „wir“ (Lothar Matthäus) „beschlossen, daß wir uns nicht zerfleischen, sondern die Probleme intern lösen“. Schließlich gebe es „eine Reihe von Dingen zu besprechen auch außerhalb des Spielfeldes“, ließ uns der Kapitän des sinkenden Schiffes wissen, „mir ist einiges aufgefallen, was nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe“. Gemach, gemach, versicherte doch der Bundestrainer, den dpa flugs wieder zum „langjährigen Jugendtrainer, der eine Veteranentruppe aufs Feld schickte“, degradierte, daß „Fehler dazu da sind, daß sie gemacht werden“. Er selbst wolle im übrigen keinen solchen verübt haben: „Ich bereue nichts, ich würde alles noch einmal so machen.“

Bild hielt dagegen: „Treten Sie jetzt zurück, Herr Vogts?“, hieß der Aufmacher, der sich um die Vogts'sche Psyche bemühte: „Man spürt: Dieser Mann ist gebrochen.“ Aber, aber. „Dieser Mann“ (Bild) gibt nicht auf. Sondern behauptet eisern: „Solange es mir Spaß macht, mache ich weiter.“ Und: „Es macht mir noch Spaß.“ Keinen solchen, behauptet ebenso standfest unser aller Fußball-Kaiser, würde ihm die Übernahme eines gescheiterten WM-Teams bereiten: „Ich hoffe nicht, daß er hinschmeißt.“ Er erhält auch Unterstützung von einer, die Durchhalten tapfer trainiert hat. Katrin Krabbe rät in Bild: „Berti sollte das Handtuch nicht hinschmeißen.“ coh