Kein Fan, kein Applaus, nichts

■ Ein Empfang für ungeübte Verlierer

Berlin (taz) – The winner takes it all. 7.17 Uhr, Rhein-Main-Flughafen: „Bertis geschlagene Buben“ (dpa) trotten aus dem Airbus ,Oldenburg‘– zwölf an der Zahl, der Rest verkrümmelt sich wohlweislich auf Hawaii (Familie Matthäus) oder sonstwo. In Frankfurt: Kein Transparent, kein Applaus. Nichts! Verlierer eines Fußball- Viertelfinalspieles geht es wie dem Bierbauch bei der Mister-Wahl – er findet einfach keine Beachtung. Traurig! Kein einziges Fanlein empfing das Häuflein der rückkehrenden Nationalspieler gestern, um die hängenden Köpflein wieder aufzurichten. Nur 250 böse Journalisten. „Jeder muß mit der Niederlage selber fertig werden“, erkannte Matthias Sammer selbstmännisch. Zumindest er darf freudig auf sein spezielles Erfolgserlebnis blicken, die Geburt eines zweiten Sprößlings, was in Anerkennung seiner Leistung Bild zur Schlagzeile animierte: „Wenigstens das klappt!“

Als ob das nichts wäre. Denn um den Nachwuchs ist es ansonsten nicht so gut bestellt. Sorgenfalten bei Herrn Vogts, noch bevor er ins Rentnerparadies gen Florida den-Kopf-vom-Fußball-Auslüften flog: „90 Minuten Schuhe zu- und aufbinden, dann ab nach Hause, sich aber nicht mit Fußball beschäftigen“, so sei sie, die junge Generation, mit der er nun den „Aufbruch zu neuen Ufern“ bewerkstelligen solle, wie Arbeitgeber Egidius Braun sein neues Jobprofil skizzierte. Au Backe!

Na ja, aber noch weiß die Nation nicht, wer ihren Jungs demnächst auf die Beine gucken wird. Vogts? Freund Braun, nach einem Sondierungsgespräch mit dem Kaiser, fragt „provokatorisch“, Vogts, ja wer sonst? „Ich sehe keine Alternative.“ Da soll er mal dem Volk aufs Maul schauen: 26 Prozent stimmen für eine Rückkehr des Kaisers auf den höchsten deutschen Thron, behauptet eine Forsa-Umfrage, 14 Prozent für Karlheinz Feldkamp und 12 für Otto Rehhagel. Und der Rest? Dynamo Dresdens gewichtiger Präsident Otto empfiehlt, sich „im Osten umzuschauen“, HSV-Manager Heribert Bruchhagen hat sich an der hohen Politik trainiert, „im Fußball tritt man nicht zurück“. Und Berti Vogts himself ließ sybillinisch wissen, „ich komme auch ohne Fußball ganz gut aus“. coh