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„In Volkes Namen Feuer frei!“

■ Satirisches Happening in Bonn zum Out-of-area-Urteil

Bonn (taz) – Das Haus der Geschichte in Bonn gestern morgen – die Besucher staunen nicht schlecht: Vor dem Gebäude bearbeitet Martin Singe vom Komitee für Grundrechte und Demokratie ein Ölfaß und trommelt für die kollektive Rekrutierung in die Armee. Mani Stenner vom Netzwerk Friedenskooperative gibt, in eigens geschneiderter Richter-Robe mit Stahlhelm, das Out-of-area- Urteil des Bundesverfassungsgerichtes in Reimform zum besten: „In Volkes Namen Feuer frei! Welt aufgepaßt: Wir sind dabei! Nach der friedensstiftenden Tat winkt der Sitz im Sicherheitsrat“. Den entsprechenden Sessel haben Singe und Stenner gleich mitgebracht. Eine Schautafel mit den Krisenherden dieses Planeten und dem Werbe-Slogan „Wir sind da. Bundeswehr“ rundet den optischen Rahmen ab.

„Wer heute zur Bundeswehr geht“, so Oberstleutnant a.D. Helmut Prieß vom „Darmstädter Signal“, „muß damit rechnen, morgen an Kriegen in aller Welt teilzunehmen.“ Sodann machen auf der Veranstaltung fingierte Handzettel des Bundesministers Volker Rühe die Runde, auf der Kriegs- Interessierte persönliche Präferenzen angeben können: „Ich will am liebsten zum Brunnengraben und Aididjagen nach Somalia“ steht da zur Auswahl, auch die „internationale Terrorismusbekämpfung in Libyen“ oder die „Erschließung neuer Märkte in Hinterasien“ findet sich im Angebot. Die Rubrik „Ich habe eigene Ideen ...“ beschließt den Wunschzettel. Mit einem kleinen Sekt-Umtrunk endet die Aktion: „Ein neues Kapitel in der Geschichte der Bundesrepublik beginnt“, so das Motto, „wer will da nicht mitfeiern?“ Bernd Neubacher

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