Comic rückwärts

■ Bildersprache in Ottensen und Mujokima: japanische und deutsche Comics im Stadtteilarchiv Ottensen

Daß lateinische Schrift schlecht in die hochformatigen Sprechblasen der Mangas, der japanischen Comics, hineinpaßt, ist klar. Aber daß japanische Comics von „hinten“ nach „vorne“ zu lesen sind, stiftet - auch wenn man weiß, daß die Schrift von rechts nach links verläuft - erstmal einige Verwirrung. Das Stadtteilarchiv Ottensen schafft Abhilfe. Dort werden im Rahmen des Stadtteildialogs zwischen Mukojima (Tokio) und Ottensen Werke von fünf Comic-Künstlern aus beiden Stadtteilen gezeigt. Die Ausstellung soll zwischen den Kulturen vermitteln, Initiativen und Freundschaften festigen.

Um verwirrten europäischen Comic-Fans in der ersten deutsch-japanischen Comic-Ausstellung Hamburgs ungetrübtes Lesevergnügen zu bescheren, wird neben Originalcomics nicht nur Übersetzung und eine Leseanleitung, sondern auch eine kurze Geschichte der Mangas geboten. Die Blasenhefte sind nämlich in Japan weit populärer als in Deutschland. Nicht nur Kinder und Jugendliche lesen die teilweise 500 Seiten starken, wöchentlich mit einer Auflage von 500.000 Stück erscheinenden Mangas. Auch Erwachsene verschlingen Mangas in der U-Bahn oder den Ferien, und zeitungsmüde Bürger werden sogar in Comic-Form über Politik und Wirtschaft informiert.

So trockene Themen sind natürlich nicht Gegenstand der Ausstellung im Ottensener Stadtteilarchiv. Ausschnitte aus der Serie „Laß uns anstoßen, Fräulein Sakana“ der Zeichnerin Kiwa Iries handeln beispielsweise von einer jungen Hausfrau in Mukojima, die sich mit ihren nörgeligen männlichen Familienmitgliedern herumschlägt. Oder Christophe Kourita karrikiert die Erlebnisse eines gelangweilten Arztes, der sein Geld (fast) aus Versehen für überteuerte Delikatessen ausgibt.

Auf der anderen Seite stehen Isabel Kreitz und Matz Mainka, die das Leben in Ottensen aufs Korn nehmen. Türkische Fladenbrotbäcker, Omis, die den lieben langen Tag mit einem Kissen unter den Ellbogen jede Regung auf der Straße beobachten und das Denkmal am Spritzenplatz - Ottensen „at it's best“, gezeichnet und kommentiert mit spitzer Feder.

Irgendwo dazwischen schafft Jürgen Seebeck eine gelungene Verbindung zwischen Mukojima und Ottensen. Nach längeren Japan-Aufenthalten spricht er fast perfekt japanisch und zeichnet seit 1992 Mangas. Für die Ausstellung läßt er in seinem Comic einen jungen Japaner in einem Sushi-Imbiß in Ottensen Befremdliches erleben - von rechts nach links natürlich.

Katharina Frier

Stadtteilarchiv Ottensen, Zeißstr. 28 (Hinterhof), Mo-Mi 9.30-13 und 14-16.30 Uhr, Do bis 19 Uhr, bis 28. September