„Die Langzeitfolgen sind noch völlig unklar“

■ Vor allem Kinder leiden unter den Folgen erhöhter Ozonkonzentration

Gerötete Augen, triefende Nasen, Kopfschmerzen – wenn der Wetterbericht am Abend steigende Ozonwerte voraussagt, klagen immer mehr Menschen über die vermuteten Folgen der Ozonkonzentration. Wissenschaftliche Studien belegen, daß diese Klagen kein leeres Gerede überempfindlicher Naturen sind.

Schon bei geringen Ozonwerten unter 100 Mikrogramm trocknen die Augen aus. Höhere Werte führen zu „Befindlichkeitsstörungen“, so Dr. Joachim Kühr von der Universitätskinderklinik Freiburg: zu Augenrötungen, -jucken und -brennen, zu Kopfschmerzen und verminderter Leistungsstärke. Dann werden die Schleimhäute der oberen Atemwege beeinträchtigt, die Nase läuft. Schließlich dringt das Ozon in die Lunge ein und zerstört dort die Zellen der Lungenbläschen. Die Lunge nimmt nicht mehr genug Sauerstoff auf, es kommt zu Atembeschwerden und deutlichen Leistungseinschränkungen. Immerhin baut der Körper die Lungenbläschen wieder auf.

Nicht jeder Mensch reagiert empfindlich auf Ozon: Leiden müssen vor allem diejenigen, die am wenigsten dafür können: Kinder. Das belegt eine Untersuchung der Universitätskinderkliniken Wien und Freiburg an Grundschulkindern. Bei steigenden Ozonwerten stellten die Mediziner eine „deutlich erhöhte Entzündungssituation der Nasenschleimhäute“ fest, und zwar, so der an der Untersuchung beteiligte Kühr, bei „völlig normalem Verhalten“. Soll heißen: Die Kinder haben gespielt, sind zur Schule gegangen und so weiter. „Hätten sie sich doch nicht im Freien aufgehalten“, dürfte da der Umweltminister einwenden – analog seiner vorbeugenden Maßnahmen gegen Ozon ...

Erhöhte Ozonwerte könnten die Lungenfunktion bei Kindern dauerhaft schädigen, befürchtet Kühr. „Die Langzeitfolgen sind noch völlig unklar“, klagt er, doch sei für weitere Studien kein Geld bewilligt worden. Daß Ozon nicht ohne Folgen bleibt, beweist der Blick auf die Ozonhauptstadt Los Angeles (70 Tage im Jahr über 400 Mikrogramm): Dort hat man inzwischen vermehrt Fälle chronischer Bronchitis festgestellt. Lorenz Redicker