Laumänner und hopsende Fußbälle

■ Neuer HSV-Mannschaftsbus auf dem Rathausmarkt vorgestellt

Sollte der Hamburger Sport-Verein in den kommenden Bundesligabegegnungen so spielen, wie er sich Freitag nachmittag auf dem Hamburger Rathausmarkt präsentierte, dann dürfte der anvisierte Uefa-Cup-Platz ein Hirngespinst bleiben. Bar jeder Originalität und ohne Verve spulten Spieler und Verantwortliche ziemlich lustlos ihr simpel gestricktes Programm ab. Dabei sollte es ein stimmungsvolles Event werden, mit der Präsentation des neuen Mannschaftsbusses als eigentlichem Anlaß.

Doch ebenso wie das mit hopsenden Bällen verzierte, weiß-blau-violette Gefährt (tolle dunkelgetönte Fensterscheiben!) kam die ganze Veranstaltung trotz einer Einlage der Blue Angels-Football-Cheerleaders nicht so recht in Schwung. Die wenigen Stände wirkten im „Herzen der Hansestadt“ (Innensenator Werner Hackmann) so verloren wie die paar hundert Zuschauer. Die interessierten sich mehr für die Autogrammstunde mit dem fast kompletten Bundesligakader – es fehlten der verletzte Kostner und die beiden WM-Bulgaren – als für den von der (angeblich) Londoner Designerin Cathrin Heyer gestylten Bus. Der stand in der Nähe des Ersten-Weltkriegs-Denkmals, weitgehend unbeobachtet und ziemlich abseits von der Bühne, auf und vor der die Spieler ihre Unterschriften ableisten sollten.

Ganz so martialisch ging es jedoch nicht zu, auch wenn Uli Stein wieder einmal nicht an sich halten konnte. „In der Nationalmannschaft haben die Laumänner das Sagen“, war dem Populisten der Publikumsbeifall sicher. Es blieb das einzige Statement, das ein wenig aus den gebetsmühlenartigen Verlautbarungen a la „Wir wünschen dem HSV das Allerbeste“ herausstach. Ansonsten waren die Kicker nicht willens oder in der Lage, den verbalen Einheitsbrei von Chefkoch Kurt Emmerich aufzupeppen.

Dafür agierten die Fans während der Autogrammstunde mit nachgerade anarchistischem Impetus. Die Mahnungen des immer verzweifelter dreinblickenden HSV-Managers Heribert Bruchhagen, etwas mehr Ordnung zu halten („Alle kriegen was ab.“), gingen wie die vorherigen Spielerstatements ins Leere. Insbesondere Uli Stein und Sergio Zarate wurden zu Objekten der Begierde, was nicht anders erwartet worden war: Für die beiden lagen gut 3.000 Autogrammkarten bereit, während beispielsweise Richard Golz mit nur tausend vorlieb nehmen mußte. Das gesamte Kontingent benötigte Zarate jedoch nicht, denn schon gegen 16 Uhr machte er fofftein. Der Mann mit der recht lockeren Berufsauffassung ging deutlich früher als seine Kollegen. Das zumindest war fast schon wieder originell. cleg