Wegner schwört Voscherau Treue

■ ... nicht aber der Hamburger Statt Partei / Parteigründer contra Hamburger Landesverband / Massive Vorwürfe gegen Parteichef Brandes Von Uli Exner

Der Knappe eilte zu seinem leicht verunsicherten Herrn und bekräftigte den Fahneneid: Die sieben Abgeordneten der Statt-Fraktion, so versicherte Markus Wegner seinem Senatschef Henning Voscherau in vertraulichem Gespräch, stünden zu der Kooperation mit der SPD. Unabhängig von der weiteren Entwicklung der Wählergemeinschaft.

Ein Treueschwur, den der umtriebige Fraktionschef seiner Partei wenig später verweigerte: Deren Entwicklung, das teilte Wegner dem Landesvorsitzenden Dieter Brandes am Wochenende mit, beobachte seine Fraktion sehr aufmerksam, man behalte sich „zu gegebener Zeit geeignete Schritte“ vor, „um die Regierungsfähigkeit dieser Stadt nicht zu gefährden“.

Mit weniger sibyllinischen Worten ausgedrückt: Die Statt-Abgeordneten könnten sehr gut auch ohne die Hamburger Partei auskommen. Deren am Freitag gefaßter Vorstandsbeschluß, den zerstrittenen Statt-Bundesverband verlassen zu wollen, werde von der Bürgerschaftsfraktion nicht zwangsläufig nachvollzogen.

Die massive Drohgebärde, auf die Wegner am Freitagnachmittag seine Parlamentskollegen eingeschworen hatte, kommt nicht von ungefähr. Im Schatten der von gegenseitigen Verleumdungen, einstweiligen Verfügungen und Prozessen geprägten Auseinandersetzungen um die bundesweite Ausdehnung der Wählervereinigung, ist auch der Graben zwischen dem Hamburger Landesvorstand und Markus Wegner tiefer geworden.

Zwar hielt sich Wegner selbst in den vergangenen Wochen mit öffentlichen Angriffen gegen den von ihm wenig geliebten Vorstand zurück. Sein Intimus und Bundespartei-Vorstand Mike Bashford aber attackierte schon vor gut einer Woche den Hamburger Landesvorsitzenden Dieter Brandes massiv, forderte dessen Rücktritt und begründete seinen Angriff mit dem in der Statt Partei äußerst beliebten Vorwurf des Intrigantentums.

Folge des so dokumentierten Zerwürfnisses zwischen Bashford und der Hamburger Parteispitze: Der Spaltungsbeschluß des Landesvorstands vom Freitag verbunden mit einem kräftigen Seitenhieb gegen Wegner und Bashford: „Statt Partei Hamburg gibt der bundesweiten Entwicklung von Statt Partei nunmehr nur noch außerordentlich geringe Chancen. Uns scheint, daß die beteiligten Personen offenbar in vielen Wochen nicht in der Lage waren, ihre Möglichkeiten zu nutzen.“ Der Beschluß fiel ohne Rücksprache mit Wegner.

Für Parteichef Brandes ein der Parteisatzung entsprechendes Vorgehen, an das sich der Parteigründer werde gewöhnen müssen, auch wenn sich „Herr Wegner nicht damit abfinden kann, daß seine Übervater-Rolle nicht mehr funktioniert“. Einem möglichen Ausstieg Wegners samt Bürgerschaftsfrak-tion aus dem Landesverband sieht Brandes vorläufig gelassen entgegen: Zwar benötige auch die Partei die Fraktion, andererseits gelte aber: „Die Fraktion ohne die Partei ist tot“.

Brandes darf sich nun wohl auf eine gehörige Portion Schlamm einstellen. In einer gestern verbreiteten Erklärung des Bundesvorstands heißt es unter anderem: Der Hamburger Landesvorsitzende sei verantwortlich für „mehrere zehntausend Mark Schulden“ der Partei, unterhalte „Kontakte zu rechtsgerichteten Personen“ und habe „Bemühungen torpediert, den Statt-Partei-Bundesverband zu retten“.