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: Eine Dienstfahrt

„Die Zigarettenschmuggler“, Freitag, 21.15 Uhr, ZDF

„Gute Geschäft das.“ Recht hat der tschechische Holzbudenbesitzer, der seiner sparwütigen Kundschaft jenseits der bayrischen Grenze Zigarettenstangen en masse verkauft. Über Schmuggler und Zollfahnder wollte Joachim Streifinger in der Reihe „Die Reportage“ berichten. Es sah allerdings eher aus wie das Videoprotokoll einer Polizeistreife. Im Off erwähnte er statistische Fakten und zeigte den Alltag, wie er sich flüchtigen Zaungästen präsentiert: endlose Streifenfahrten der „Soko Blauer Dunst“; ein Zigaretten- Dealer, der dem Großhändler ein paar Zehntausender in Cash hinblättert; schließlich das große Finale für Schmuggelware in der Kompostieranlage. Viel Stoff für einen Bericht im Lokalfernsehen, doch von Hintergründen kein blasser Dunst.

Die titelgebenden Zigarettenschmuggler wurden überhaupt nicht befragt. Offenbar genügte es Streifinger als Motivation, daß sie pro Stange 30 Steuermärker sparen. Daß aber im großen Stil geschoben wird, hätte den emsigen Reporter aus dem bequemen Streifenwagen hinaus zu eigenen Recherchen über die Organisierte Kriminalität treiben müssen. Aber Streifinger hielt sich lieber starr an die alt- neue Reporter-Regel: Was zufällig vor der Kamera auftaucht, ist Wirklichkeit genug. Ist es aber nicht, denn zu richtigem „direct TV“ fehlte dem Film wiederum das Erkenntnisinteresse, die Neugier und das journalistische Jagdfieber. Streifingers Dienstreise führte ihn entlang des mühsamen Amtsweges und somit allein zu aktenfähigen Aussagen. Nur einmal wurde es interessant, als eine Polizistin von ihrer Betroffenheit sprach, wenn sie völlig entkräftete Flüchtlingskinder festnehmen muß.

Während das ansonsten quälend konventionelle Reportagestück mit profaner Chronologie zäh von der Fahndung zur Vernichtung des Schmuggelgutes überging, wurde der Zuschauer unruhig. Müssen wir jetzt selbst hinfahren, um nachzugucken, was wirklich los ist? Dann möchte ich wenigstens meine Reisespesen von der GEZ-Rechnung absetzen! Dieter Deul