■ Mit Kohlendioxid-Ausstoß auf du und du
: Düstere Prognosen

London (AFP/taz) – Die Bundesrepublik wird im Jahr 2000 als einziges Land der Europäischen Union das Ziel erreichen, den Kohlendioxid-Ausstoß auf dem Niveau von 1990 einzufrieren. Das ist aber auch die einzig halbwegs positive Nachricht, die der Bericht der US-Forschungsgruppe DRI/ McGraw-Hill abgibt, der heute in London vorgestellt wird. Der Rest des Gutachtens kann der ankündigungsreichen Umweltpolitik wenig Gutes abgewinnen. Die Forscher malen vielmehr ein düsteres Bild der ohnehin kritischen Schadstoffsituation: So werden durch einen erheblichen Mehrausstoß in anderen EU-Ländern im Jahr 2000 insgesamt 5,2 Prozent mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben als 1990. Und auch nach der Jahrtausendwende wird sich die Umweltverschmutzung weiter verstärken: Vom Jahr 2000 bis 2015 soll die westeuropäische Kohlendioxid-Emission der Expertise zufolge nochmals um 16 Prozent steigen – eine schallende Ohrfeige für jeden verantwortlichen Umweltpolitiker. Der Bericht bezeichnet die Maßnahmen der EU-Staaten zum Umweltschutz denn auch als „völlig unzureichend“, um das selbst gesetzte Ziel zu erreichen, den Kohlendioxid-Ausstoß auf dem Niveau von 1990 zu stabilisieren. – Spätestens im Jahr 2000 wird dann auch Deutschland wieder zum Umweltsünder: Der Ausstoß an dem schädlichen Gas, erwarten die Forscher, werde bis 2015 um elf Prozent steigen. Vor allem der zunehmende Verkehr und die Nutzung veralteter Brennstoffe führe zu den erschreckenden Zahlen. Daß Deutschland in sechs Jahren wieder beim Kohlendioxid-Ausstoß von 1990 ist, liegt dem Bericht zufolge fast ausschließlich am sinkenden Braunkohleverbrauch und an der Rezession. Für den Verbrauch an Primärenergie sagen die Forscher einen Anstieg voraus – um jährlich 1,5 Prozent bis zur Jahrtausendwende und anschließend um 0,9 Prozent.

Laut den Experten wird auch die Nutzung der Atomenergie nicht zuletzt wegen der starken Bedenken in der Bevölkerung weiter sinken. „Viele der zwischen 1970 und 1980 gebauten AKWs werden spätestens ab 2005 den Betrieb einstellen“, sagt der Bericht voraus. Sie sollen dann durch Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt werden, wodurch der Kohleanteil an den Energieträgern wieder von 22 Prozent (2000) auf 28 Prozent (2015) steigen wird. Zunächst drohen der EU-Kohleindustrie aber schlechte Zeiten: Die Kohleproduktion wird im Jahr 2000 nur noch 54 Prozent von 1990 betragen, da mehr Billigkohle aus nichteuropäischen Ländern auf den Markt kommt. 2015 werden Kohleimporte etwa 60 Prozent des EU-Bedarfs decken, heißt es in der Studie. es