Kunstheld Honecker

■ Großauftrag noch beim Osnabrücker Maler

„Kein Wort, solange Erich lebt“: Das hatte der Osnabrücker Wandgestalter Bernd E. Schröder im Sommer 1991 einem anonoymen Auftraggeber versprochen. Ein 30 Quadratmeter großes Wandbild sollte, in 20 Einzelteile zerlegbar, die DDR-Geschichte „glorifiziert“ darstellen. Ein „Kreis derer, die den alten Zeiten nachtrauern“ habe den ehemaligen Staatsratsvorsitzende der DDR, Erich Honecker, damit beschenken wollen. Das Wandbild sollte Honeckers Asyl-Domizil schmücken.

Als ihm 10.000 Mark als Vorkasse eines vereinbarten Gesamthonorars von 190.000 Mark bar auf den Tisch geblättert wurden, willigte Schröder ein. „Ich fand das eine spannende Aufgabe für mich“, sagt der Künstler, der mit einem Riesenwandbild über „Leben und Wirken Napoleons“ im Guinness-Buch der Rekorde zu finden ist.

Über die angelieferten Utensilien, die er in dem Wandbild verarbeiten sollte, staunte Schröder nicht schlecht. Vor ihm lagen unter anderem ein Schuhanzieher aus der Honecker-Suite des Stasi-Hotels in Crottendorf im Erzgebirge, Unterhosen und Stiefel von sowjetischen Soldalten und Soldaten der Nationalen Volksarmee, eine Uniform des ehemaligen Verteidigungsministers, Mäntel, Orden, Fahnen und Urkunden. Auch „der Plan der Verteidigung“ sei dabeigewesen, berichtet Schröder.

Vor zwei Jahren wurden Großfotos des Werkes an Margot Honecker in die Chilenische Botschaft nach Moskau geschickt. Seitdem hat der Künstler nichts mehr von seinem Auftraggeber gehört. dpa