Gaza bleibt abgesperrt

■ PalästinenserInnen können nicht an ihren Arbeitsplatz in Israel gelangen

Tel Aviv (taz) – Die israelische Armee hat eine vollständige Blockade des Gaza-Streifens verhängt, nachdem es am Sonntag zu blutigen Zusammenstößen an der wichtigsten Übergangsstelle zwischen Gaza und Israel gekommen war. Die Aussperrung der palästinensischen Bewohner des Gebietes soll mindestens bis Ende der Woche aufrechterhalten werden.

Bei den Unruhen waren zwei Palästinenser erschossen und 98 verletzt worden, auf der israelischen Seite gab es 23 zumeist leicht verletzte Polizisten und Soldaten.

Unter den vielen von der palästinensischen Polizei in Gaza Verhafteten befinden sich auch Mitglieder von Hamas. Diese Organisation wird von der Polizei beschuldigt, die von protestierenden Arbeitslosen ausgehenden Unruhen eskaliert zu haben. Die palästinensischen Polizeieinheiten in diesem Teil von Gaza sollen jetzt durch andere ersetzt werden. Ein Sprecher der palästinensischen Gewerkschaften in Gaza bemerkte, daß die Wutausbrüche der Arbeiter an der Übergangsstelle als Hungerdemos bezeichnet werden müssen: „Demonstrationen für Arbeit und Brot“. Bereits seit zwei Jahren leiden die Arbeiter an der „Abriegelung“ der besetzten Gebiete durch Israel. Viele tausend Palästinenser haben ihre Arbeit verloren, und sehr vielen davon sind Arbeitgeber das Entlassungsgeld schuldig geblieben. „In 27 Jahren der Besatzung haben die israelischen Behörden jede eigene wirtschaftliche Entwicklung der Palästinenser verhindert und gleichzeitig die Bevölkerung in ein Heer billiger Taglöhner im Dienste israelischer Arbeitgeber verwandelt. Israel hat sich jetzt vertraglich verpflichtet, 120.000 Palästinensern die Möglichkeit zu geben, in Israel zu arbeiten. Aber in Wirklichkeit wird nur einem Bruchteil davon die Bewilligung dazu erteilt“, sagte der Sprecher der palästinensischen Gewerkschaften in Gaza.

Die Arbeitslosigkeit in Gaza beträgt heute mindestens 50 Prozent, bei einer Bevölkerung, die vor allem in Flüchtlingslagern lebt. Bis zum Golfkrieg haben bis zu 80.000 der dortigen Palästinenser in Israel Arbeit gefunden. Heute haben nur noch 15.000 die Bewilligung erhalten, in Israel zu arbeiten. Es wird noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, bis in Gaza Arbeitsplätze geschaffen werden, die eine Lösung für wenigstens einen Teil der vielen Arbeitsuchenden bietet. In Gaza heißt die Kampfparole jetzt „Intifada fürs tägliche Brot“. Amos Wollin