„Frau Nasrin bekommt hier jeden Schutz“

■ Klaus Kinkel antwortet Martin Walser

Bonn/Berlin (taz/AFP) – „Selbstverständlich ist, daß Frau Taslima Nasrin jeden Schutz hier in Deutschland bekommt.“ Mit diesen Worten reagierte Außenminister Klaus Kinkel in einem Brief an Martin Walser auf dessen Appell in der taz vom Samstag, der in ihrer Heimat Bangladesch verfolgten Schriftstellerin Asyl in der Bundesrepublik anzubieten.

Offenbar rückt das Außenministerium damit von seiner bisherigen abwartenden Haltung im Falle Nasrin ab. In der vergangenen Woche war die taz noch mit dem Verweis auf die „Unüblichkeit“ einer Schutzgewährung beschieden worden.

Der Brief des Außenministers legt aber den Schluß nahe, daß die Bundesregierung bemüht ist, den Fall Nasrin nicht mit dem Mittel des politischen Asyls zu lösen. Kinkel versichert, er habe „veranlaßt, daß sofort alles nur erdenklich Mögliche geschieht“. Das Auswärtige Amt wollte gegenüber der taz dies nicht präzisieren. Für die Regierung von Bangladesch würde es einen schweren Gesichtsverlust bedeuten, wenn die Bundesregierung Frau Nasrin Asyl gewähren würde. Sie steht nach den Demonstrationen in der letzten Woche, bei denen erneut die öffentliche Hinrichtung von Taslima Nasrin gefordert wurde, weiterhin unter großem Druck der Fundamentalisten.

Bonn möchte nicht seinerseits öffentlich Druck auf die Regierung in Dakka ausüben. Bangladesch gilt nach offizieller Lesart als Rechtsstaat und Land mit relativ großer Meinungsfreiheit.

Unterdessen hat in Dakka eine bislang nicht näher bekannte anti-fundamentalistische Organisation namens „Komitee gegen Henker und Kollaborateure“ Nasrins Werke mißbilligt. So will man offenbar vermeiden, von vornherein der „antifundamentalistischen Propaganda“ verdächtigt zu werden. Zugleich rief die Organisation säkulare Kräfte auf, gegen Fundamentalisten vorzugehen. Das Komitee beschuldigte die Regierung Bangladeschs, nichts gegen den Fundamentalismus im Lande zu unternehmen. Jörg Lau