■ Cash & Crash
: Beim Jupiter!

Falls Ihr persönlicher Anlageberater nicht nur seriös aussieht, wird er Ihnen raten, statt seiner ruhig ein Horoskop zu konsultieren: Vielleicht wissen ja die Sterne, wie die Aktien demnächst stehen werden. Die einschlägigen Wirtschaftsblätter jedenfalls mögen sich nicht mehr auf die Zukunft festlegen. „Stabil“ sei die Deutsche Börse und gleichzeitig „unsicher“, quadriert die Wirtschaftswoche den Kreis. Das Handelsblatt orakelt von „Zinsbuckeln“, deren „Zenit überschritten“ sei, während die Commerzbank spekuliert, daß die Aktienbörse „nunmehr in eine Seitwärtsbewegung eingemündet“ sei, die den DAX, den Deutschen Aktien-Index, „auch in den nächsten Wochen in einem Bereich zwischen 1.950 und 2.100 Punkten halten sollte.“

Danach könnte es aufwärtsgehen – oder auch nicht, denn „mit dem Näherrücken der Bundestagswahl nimmt die Unsicherheit an der Börse zu“, warnt der Wertpapier-Research-Chef der Hamburger Warburg Bank.

Ganz offenbar hat die neue Weltunübersichtlichkeit die Aktien- und Devisenbörsen kalt erwischt. Der Dollar, dem die Mehrheit der Auguren vor gar nicht langer Zeit einen Kurswert von 1,80 Mark weissagte, fällt auf die 1,50-DM-Marke zu. Anlagen in D-Mark jedoch lohnen kaum, angesichts der hierzulande sinkenden Zinsen. Also Aktien kaufen – aber schmieren die nicht ab, wenn der sinkende Dollar den exportgestützten Aufschwung abwürgt?

Irritiert empfehlen die Analysten der Hamburger Vereins- und Westbank die Beruhigungspillen der Schering AG, während die Dresdner hoffentlich ihre Allianzen so gut gegen Schneiders versichert hat, wie die Deutsche Bank, denn deren Aktie gilt noch immer als erste Wahl.

Auch auf simpelste Börsianer-Wahrheiten kann sich Ihr persönlicher Anlageberater nicht mehr zurückziehen. Langfristig gewinnt die Aktie immer? Bei tendenziell sinkenden Kursen, höhnt die Vereinsbank, hat da mancher schon ziemlich lange warten müssen. Bundesschätzchen? Auch deren Zinsniveau nähert sich mit fünf bis sechs Prozent dem guten alten Sparbuch. Schauen Sie also getrost in die Horoskope der großen Frauenzeitschriften, denn die sind sich wenigstens quer durch die Sternzeichen einig: Jupiter übt im Juli einen starken Einfluß aus. Welchen? Er macht in Berufs- und Gelddingen unsicher. Und wie der Kometeneinschlag die kosmischen Kraftfelder durcheinanderwirbeln wird, wagen nicht einmal die unseriösesten Astrologen vorherzusagen. Donata Riedel