Unter Eichen alt werden

■ Stiftungsdorf Osterholz: Junge und Alte unter einem Dach

Gestern legte Sozialsenatorin Irmgard Gaertner den Grundstein zu einem Modellprojekt von dem so manche SoziologInnen träumen. In Osterholz soll ein kleines Dorf für 270 Personen entstehen, die „bewußt in kleinräumigen sozialen Netzen leben wollen und die Spaß an sozialer Kreativität und Nachbarschaftshilfe haben“, so Projektleiter Björn Klattenhoff von der Bremer Heimstiftung.

Die Bremer Heimstiftung will weg von der klassischen Alteneinrichtung. Dennoch werden in dem Stiftungsdorf überwiegend alte Menschen wohnen, für die ein entsprechendes Umfeld mit rollstuhlgerechten Wohnappartements, betreutem Wohnen, Notrufsystem und Tages- sowie Kurzzeitpflege bereit steht. Der Verein Pro Senectute wird auch ein Sterbehaus auf dem Gelände betreiben. Vor dem Alten- und Pflegeheim ist ein kleiner Dorfplatz mit einem Café geplant, das vielleicht von einigen der alten Menschen betrieben werden kann, hofft Klattenhoff. Im Halbkreis um den Dorfplatz werden die „Mehrgenerationshäuser“ stehen. Hier sollen Familien mit Kindern, aber auch StudentInnen in Wohngemeinschaften und alleinstehende junge Leute wohnen. Gerne hätte man auch einen Bildungsträger, zum Beispiel die Volkshochschule, im Dorf.

Da man den alten Eichenbestand des ehemaligen Bauernhofes stehenlassen muß, sei das Dorf fast zufällig auch noch „autofrei“ geworden, sagt Klattenhoff. Um die Ideen vom neuen Wohnen entsprechend abzurunden, werden die Häuser natürlich auch unter ökologischen Gesichtspunkten gebaut: nur mit heimischen Hölzern, zur Vermeidung von Feuchtigkeit ist eine kontrollierte Zu- und Abluft eingebaut, außerdem sind es „Niedrig-Energiehäuser“, die mit entsprechender Wärmedämmung ausgerüstet sind.

Finanziert wird das Dorf, wie der Name schon sagt, über eine Stiftung, in die ein anonymer Bremer Kaufmann einen großen Batzen Geld - wieviel verrät die Bremer Heimstiftung nicht - eingezahlt hat. Der Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung hat etwas dazugegeben und der Rest kam aus dem Topf für sozialen Wohnungsbau. Im Frühjahr 1996 soll das 43 Millionen-Projekt fertig sein. Die Miete wird pro Quadratmeter bei 13,50 Mark liegen. Bisher stehen 60 Menschen auf der Warteliste.

vivA