Rot gegen grün gleich schwarz?

■ Das Wahlkampf-Duell Curilla contra Sager sorgt für Streit in der GAL / Durchhalteparolen bei den Nord-Sozialdemokraten Von Uli Exner

Selten waren sich ein GALier und ein Sozi so einig:

„Eine Direktkandidatur Krista Sagers wird, wenn überhaupt, verhindern, daß die SPD ein Direktmandat erhält“, sondern dafür sorgen daß „Dirk Fischer die Mehrheit auf sich vereinigen kann“, schreibt Ingo Ambs, Kreisvorstand der GAL Nord in der neuesten Ausgabe des Parteiblättchens GAL intern.

„Frau Sagers Kandidatur kann realistisch nur eine Wirkung haben: Sie schwächt in der Entscheidungssituation Wolfgang und hilft Dirk Fischer zum Durchbruch“, bestätigt Detlef Scheele, Vorsitzender des SPD-Kreises Nord, in einem parteiinternen Papier.

Anlaß für die rotgrüne Harmonie in Hamburgs Norden: Der Versuch der grünen Fraktionsvorsitzenden Krista Sager, im Wahlkreis 15 (Hamburg-Nord) als erste grüne Politikerin bundesweit ein Direktmandat für den Bundestag zu gewinnen und ihre Kontrahenten Dirk Fischer (CDU) und Wolfgang Curilla (SPD) am 16. Oktober auf die Plätze zu verweisen. Ein Unterfangen, das sowohl bei der SPD als auch bei der GAL für heftige Diskussionen gepaart mit einer gehörigen Portion Verlustängsten sorgt.

So mußte sich der GAL-Landesvorstand in der vergangenen Woche mit einem Antrag des Vorständlers Nikolaus Meyer befassen, der eigentlich Selbstverständliches festschreiben sollte. „Die GAL-DirektkandidatInnen genießen die unbedingte Unterstützung ihrer Partei,“ fordert der Intimus des in der GAL nicht gerade überdurchschnittlich beliebten Altona-er Bundestags-Kandidaten Jo Müller. Und: „SPD-DirektkandidatInnen erhalten von der GAL weder direkte noch indirekte Unterstützung.“ In einer Kampfabstimmung ging der Antrag mit 5 gegen 4 Stimmen gerade so eben durch.

Für die unterlegenen Vorstandsmitglieder ein unerhörter Vorgang: „Der Antrag,“ meint Vorständlerin Elke Rabanus, „wird von den Antragsgegnern als Versuch bewertet, die Veröffentlichung kritischer Stimmen zu rügen und zu unterdrücken“. Allzu gute Ergebnisse der GAL-Direktkandidaten in Altona und Nord, das befürchten die Kritiker einer Erststimmen-Kampagne, kämen letztlich nur den dortigen CDU-Kandidaten Fischer und Eckhard van Hooven zupaß.

Ein zweiter, öffentlich bisher nicht benannter Grund: die gute alte Flügelei. Manch GALierIn befürchtet, daß ein Wahlsieg der Realpolitikerin Sager den Bundestagseinzug der als links geltenden Landeslisten-Kandidatin Amke Dietert-Scheuer verhindern könnte. Dietert-Scheuer steht auf Platz 2 der Hamburger Landesliste. Ein sicheres Ticket – solange kein grüner Direktkandidat durchkommt.

In der SPD Nord müht sich Detlef Scheele inzwischen Stimmung für seinen soziintern auch nicht gerade unumstrittenen Kandidaten Wolfgang Curilla zu machen. Dessen Chancen, der CDU den Wahlkreis abzujagen, konstatiert der Kreischef in einem Brief an die „lieben Genossinnen und Genossen“, seien durch die Kandidatur Sagers zwar gesunken. Um den farblosen Ex-Senator vielleicht doch noch nach Bonn zu schubsen, bläst Scheele zur Gegenoffensive: „Frei von Polemik, aber sehr selbstbewußt“ sollten die Sozialdemokraten im Wahlkampf das „aussichtslose Unterfangen“ Sagers und die damit verbundene Wahlhilfe für die CDU thematisieren: „Frau Sagers Kandidatur ist eine gegen den Wechsel. Sie mindert die Chancen für rot-grün in Bonn.“