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It's show-time, folks

Heute beginnt in der alten Zarenstadt die Privat-Olympiade des Medienzaren Ted Turner / 3. Goodwill Games mit Starbesetzung  ■ Aus St. Petersburg Jens Weinreich

Ohne Zweifel: Robert Edward Turner, 55, geboren in Cincinnati (Ohio), hat es zu etwas gebracht im Leben. Er gewann den America's Cup, die heißbegehrte Segler-Trophäe; er besitzt zwei attraktive Profi-Teams, die Atlanta Hawks (Basketball) und die Atlanta Braves (Baseball); er gründete den Kabel- Nachrichtenkanal CNN; er ehelichte Jane Fonda; das Time Magazine wählte ihn 1991 zum „Mann des Jahres“. „Hätte ich nur ein bißchen Bescheidenheit“, soll Turner einmal gesagt haben, „ich wäre perfekt.“ Von Zurückhaltung keine Spur, Ted Turner leistet sich mit den Goodwill Games auch noch seine Privat-Olympiade.

In St. Petersburg, der alten Zarenstadt, hält der Medienzar hof. Heute werden im Kirow-Stadion die 3. Goodwill Games eröffnet. „Ich ziehe es vor, daß mir eine Veranstaltung gehört, statt daß ich dafür TV-Rechte kaufen muß.“ Ted Turner hat eingeladen und sich wie immer nicht lumpen lassen. Carl Lewis, der achtfache Olympiasieger, wird für seinen guten Willen mit der gewünschten sechsstelligen Dollarsumme belohnt, rund 2.000 andere Sportkameraden aus mehr als 50 Ländern bekommen Transport, Kost und Logis gratis. Bis zum 7. August dauert das Mini- Olympia an der Newa. 23 Sportarten, 181 Entscheidungen, kein Mangel an Stars. Turners Kabelsender TBS (Turner Broadcasting Corporation), der viertgrößte Fernsehanbieter in den USA, berichtet 145 Stunden lang, davon 64 Stunden in der Prime Time.

Am Anfang war die Geschäftsidee. Als Gorbatschow zum Kreml-Herrscher gekürt und die ersten Rauchzeichen von Glasnost und Perestroika gesichtet wurden, hat Ted Turner gehandelt: „Wir sind alle Brüder. Niemand schmeißt seinem Bruder eine Bombe auf den Kopf, ausgenommen ein dämlicher, verdammter Hurensohn.“ Im Juni 1985 unterzeichnete er eine Kooperationsvereinbarung mit dem sowjetischen Amt für Radio/Television (Gostelradio), CNN hielt Einzug in Moskau.

Und Turner, der Sportfan, verhandelte auch mit dem Amt für Körperkultur und Sport (Goskomsport). Die Zeit des Boykotts sei endgültig vorbei, befand der smarte Unternehmer angesichts der unrühmlichen Umstände zweier Olympischer Spiele, der von Moskau (1980) und Los Angeles (1984). Im August 1985 wurde zwischen TBS, Goskomsport und Gostelradio ein zweiter Vertrag unterschrieben, die Gründungsurkunde der Goodwill Games.

Die ersten Spiele des guten Willens gerieten im Juli 1986 in Moskau zum munteren Fest im Geist von Frieden, Freundschaft und Pepsi-Cola – in der Zeit anaboler Hochrüstung hübsch garniert mit zahlreichen Weltrekorden. Das erste sommerliche sportliche Treffen der Supermächte USA und Sowjetunion seit den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Ein Länderkampf der Superlative. In jeder Disziplin zwei Amerikaner und zwei Russen gegen die Besten der Welt, so sollte es sein. Und ähnlich exklusiv wie die Startliste bei den ersten Spielen war auch das Teilnehmerfeld der zweiten Goodwill Games 1990 in Seattle. Finanziell allerdings erneut ein Flop. 15 Millionen Dollar Verlust in Moskau, 26 Millionen in Seattle, doch Turner zahlte gern diese eher „unbedeutende Investition“.

Nun also St. Petersburg. Die Stadt wurde herausgeputzt, Sportstätten saniert, Ganoven inhaftiert, Polizisten alarmiert, Kondome verteilt, ein neues Fernsehzentrum errichtet – it's show-time, folks! Die Frage nach der Daseinsberechtigung der Goodwill Games stellt sich nicht, solange nur Turner die Rechnungen begleicht.

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