Verdaungspäuschen für Syriens Staatschef Hafis el-Assad

■ US-Außenminister Christopher beendet seine Nahostreise

Tel Aviv (taz) – Mit einem zweiten Besuch innerhalb einer Woche in Damaskus hat US-Außenminister Warren Christopher gestern seine letzte Nahostrundreise beendet. Ursprünglich war nach dem Abstecher in die syrische Hauptstadt noch eine Visite in Tel Aviv geplant. Die dort vorgesehene Unterredung mit Israels Regierungschef Jitzhak Rabin wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Nach der historischen ersten offiziellen Konferenz der Außenminister Israels, Jordaniens und der USA am Mittwoch auf jordanischem Territorium blieb ein Durchbruch im israelisch-jordanischen Konflikt aus. Freilich hatte darauf auch kaum jemand zu hoffen gewagt. Die US- Regierung wird am Montag wieder als Vermittler im Nahostkonflikt auftreten können. Dann sollen sich in Washington Rabin und der jordanische Monarch Hussein die Hände reichen.

Bei seinem ersten Besuch in Damaskus konnte Christopher am Dienstag befriedigt feststellen, daß sich Syriens Staatschef Hafis el-Assad ohne zu murren mit der jordanisch-israelischen Annäherung abgefunden hat. Telefonisch sagte dieser dem US-Präsidenten zu, nichts zu unternehmen, was die Entspannung zwischen dem Königreich und dem bisher als „zionistischer Feind“ gegeißelten Israel gefährde.

Israelische Regierungsvertreter taten einiges, um den syrischen Präsidenten zu beruhigen. Rabin erklärte in mehreren Interviews, daß Israel im Prinzip bereit ist, seine Soldaten aus dem seit 1967 besetzten Golan abzuziehen. Außenminister Schimon Peres bekräftigte, daß Israel die syrischen Ansprüche auf den Golan anerkenne. Er verwies darauf, daß im israelischen Parlament eine Mehrheit für die Aufhebung der im Jahr 1981 beschlossenen Annektion des Gebiets existiere.

US-Beamte im Gefolge Christophers meinten, daß Israel jetzt keinen weiteren Druck auf Syrien ausüben dürfte und sich einstweilen nur den Verhandlungen mit Jordanien widmen solle. Die US- Regierung will verhindern, daß Syrien den Alleingang des jordanischen Königs torpediert. Deshalb raten die US-Diplomaten ihren israelischen Kollegen, keinerlei Schadenfreude gegenüber Syrien zu zeigen, sondern mit versöhnlichen Gesten zu signalisieren, daß Israel an einem raschen Fortschritt in den Verhandlungen mit Syrien interessiert ist. Um diese in die Wege zu leiten, will Christopher in naher Zukunft wieder nach Damaskus und Jerusalem jetten.

Nichts tun, was el-Assad nervös macht

Zuvor wird am Sonntag der ägyptische Präsident Husni Mubarak nach Damaskus fliegen. Er will Assad eine Botschaft des israelischen Außenministers Peres übermitteln, der am Donnerstag kurz bei Mubarak zu Besuch war.

Der israelische Botschafter in Washington und Leiter der israelischen Verhandlungsdelegation mit Syrien, Rabinovitz, meinte, daß die Syrer zwar nicht begeistert über den plötzlichen Durchbruch in den Beziehungen zwischen Jordanien und Israel seien, aber angesichts der US-amerikanischen Schirmherrschaft darüber kaum in der Lage seien, Schritte dagegen zu ergreifen. Gleichzeitig bestehe die Hoffnung, daß die Syrer aus dieser Erfahrung mit Jordanien lernen, wie erfolgversprechend offene Diplomatie sein könne. Offensichtlich um die Syrer zu beruhigen, betonen jordanische Diplomaten, daß derzeit von keiner Unterzeichnung eines separaten Friedensvertrages mit Israel die Rede sein könne.

Am Donnerstag hatte Christopher den PLO-Chef Jassir Arafat in seinem neuen Domizil im Gaza- Streifen besucht. Mit der Anstandsvisite unterstrich er die US- Unterstüzung für die palästinensische Teilautonomie. Er betonte, daß erst der Versöhnungsakt zwischen den Führern der PLO und Israels den Regierungen der arabischen Staaten „grünes Licht“ für eine Annäherung an Israel gegeben habe.

Es war natürlich kein Zufall, daß der Tag der Zusammenkunft der Außenminister Israels, Jordaniens und der USA am 20. Juli so gewählt war, daß er mit dem 43. Jahrestag der Ermordung des jordanischen Königs Abdallah am Eingang der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem zusammenfiel. Neben Abdallah stand damals sein 15jähriger Enkel, der heutige König Hussein. Abdallah wurde wegen seiner Kontakte mit israelischen Führern zur Vorbereitung eines Friedensabkommens von einer palästinensischen Untergrundbewegung ermordet. Später hielt König Hussein zwar enge Beziehungen zu Israel aufrecht, hatte sie jedoch bis vor einer Woche streng geheimgehalten. Amos Wollin