„Frankfurter Rundschau“ sagt: Ohne uns

■ Die Tageszeitung lehnt den weiteren Abdruck einer Anzeige der PDS ab

Berlin (taz) – Das Kürzel „PDS“ steht bekanntermaßen nicht für „Partei Deutscher Soldaten“. Um das noch mal klarzustellen, hat die PDS eine Anzeigenaktion gestartet: Ein blauer Helm hängt schräg auf einem Kreuz. Darüber steht: „Wir bleiben dabei: ohne uns, PDS“. Die historische Anlehnung an die „Ohne Uns“- Bewegung aus den 50er Jahren gegen die damalige Gründung der Bundeswehr springt ins Auge. Einige Relikte aus der Zeit des Kalten Krieges werden im Kampf gegen die „Volksfront“ im Osten von der konservativen Seite aufgegriffen. Einige Blätter wie die Süddeutsche oder Berliner Zeitung weigerten sich grundsätzlich, diese Anzeige der PDS abzudrucken.

Die Frankfurter Rundschau hingegen hatte sie vor rund einem Jahr abgedruckt. Aber jetzt weigert sie sich. In der offiziellen Begründung der Anzeigenabteilung der FR heißt es nur: „Der Grund für unsere Ablehnung liegt in dem gewählten Bildmotiv.“ Aber der kleine entscheidende Unterschied zu der Anzeige vom Juli 93 liegt gar nicht im Bildmotiv. Die Tücke des Details stckt im Text: Der Zusatz „Wir bleiben dabei“ fehlte in der Anzeige vor einem Jahr.

Der Anzeigenleiter Peter Schwalm nimmt die Redaktion in Schutz: Solche Entscheidungen werden allein von der Anzeigenabteilung getroffen. Zu den Motiven äußerte er sich nicht. Abonnentenkündigungen habe es nach der ersten Anzeige nicht gegeben. Die Geschäfts- und Redaktionsleitung lehnte eine Stellungnahme ab.

Aber wo liegt denn nun der Pfeffer im Hase? Etwa an der gestrigen Sondersitzung des Bundestages zu den Out-of-area-Einsätzen der Bundeswehr? Die einzige Partei, die sich grundsätzlich gegen Blauhelmeinsätze ausspricht, soll dies wohl nicht im Anzeigenteil der großen überregionalen Zeitung tun. Oder hat die Graphik heute eine ganz andere Bedeutung als etwa vor einem Jahr? Der Sprecher der PDS, Hanno Harnisch, spricht von „Zensur“. Sven Christian