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■ Bonn apartInteressante Berührungspunkte

Wahlkämpfe sind innenpolitische Schlachten, das deutsche Superwahljahr 94 erst recht. Doch gelegentlich müssen unsere Freunde und Partner wohl oder übel mitmachen, wenn die Parteien um die Macht rangeln – insbesondere die amerikanischen. Hat nicht die staatstragende Union die regierungswillige SPD in Washington verpetzt, wieder einmal?

Und wieder einmal erfolglos: Konnte doch Rudolf Scharping, zurück aus den USA, versichern, daß in den USA niemand auch nur entfernt an der außenpolitischen Zuverlässigkeit der Sozialdemokraten zweifle.

Das Ritual wäre in diesem Bundestagswahlkampf kaum der Rede wert, hätte es sich nicht erweitert. 1994 schwärzt nicht mehr nur die Union – historisch als Partei der Westbindung dazu gewissermaßen berechtigt – die ehemaligen vaterlosen Gesellen im Weißen Haus an. Letztere wiederum müssen es gewesen sein, die die Gerüchte haben aufkommen lassen, den Freunden jenseits des Atlantik seien die außenpolitischen Positionen von Bündnis 90/ Die Grünen verdächtig. Ist es doch namentlich Rudolf Scharping, der das grüne Programm gerne auf die Formel „Weg mit der Bundeswehr, raus aus der Nato“ bringt und als Unfug qualifiziert.

Die vormals schärfsten Kritiker der US-Politik legen nun ihrerseits Wert darauf, beim westlichen Bündnispartner richtig verstanden zu werden. Die bündnisgrünen Spitzenleute Ludger Volmer, Helmut Lippelt und Vera Wollenberger reisten diese Woche in die USA. Dort sitzen wahre Freunde. Die Geduld, mit der die Leute in Washingon das Spiel zwischen Union und SPD ertragen, sie bewährt sich auch bei den Grünen. Weitgehenden Konsens, interessante Übereinstimungen und auf der amerikanischen Seite nicht die geringsten Befürchtungen vor einer grünen Regierungsbeteiligung: diese Botschaften brachten Volmer und Lippelt von ihrer Reise mit. Al Gore zählen die Bündnisgrünen ohnehin fast als einen der ihren. Mehr Nachdenklichkeit als hierzulande bescheinigte Lippelt seinen amerikanischen Gesprächspartnern beim Thema „Nato im Wandel“. Und „interessante Berührungspunkte“ fanden sich sogar bei der Konzeption der „Partnerschaft für den Frieden“. Man hat sich eben geändert – in den USA. Volmer registrierte einen deutlichen Wandel im Vergleich zur Reagan- oder Bush- Administration. Tissy Bruns

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