Unterwegs in geheimer Mission

■ Vertuscht Geophysik-Direktor Uni-Beteiligung an Ölsuche im Regenwald? / Die Beteiligten hüllen sich in Schweigen Von Axel Bühler und Marco Carini

Jannis Makris Nerven liegen blank. „Es gibt kein Peru-Projekt“, würgt der geschäftsführende Direktor des Instituts für Geophysik neugierige Nachfragen gereizt ab. Dem taz-Mitarbeiter, der sich in den Instituts-Räumen umschaut, katapultiert er nach draußen: „Sie haben hier nichts zu suchen“.

Die Geheimniskrämerei hat Gründe. Seit die taz Mitte Juni enthüllte, daß Makris und sein Assistent Knut Lange 20 StudentInnen für eine „Exkursion“ in den Süden Perus anwarb, ist der Instituts-Chef ins Zwielicht geraten. Der ASTA forderte die Universität schriftlich auf, sich von Makris „zu trennen“.

Denn das Peru-Projekt ist mehr als umstritten. Im Auftrag des Ölkonzerns Mobil Oil sollen die StudentInnen mit einem am Institut entwickelten seismischen Meßverfahren mitten im Regenwald des Andenstaates nach dem schwarzen Gold suchen. Werden sie fündig, kreischen die Kettensägen. Susanne Breitkopf von „Rettet den Regenwald“: „Hier wird unter Beteiligung der Universität ein schweres Umweltverbrechen geplant“.

Doch gerade diese Beteiligung bestreitet Makris verhement. Bei einem Vorbereitungstreff für das Projekt habe er nur „mal auf ein Bier vorbeigeschaut“, weder er noch der Fachbereich Geophysik seien „in die ganze Sache weiter involviert“. Denn abgewickelt wird die Öl-Mission über die private Consulting Firma „Geopro“. Als dessen Geschäftsführer aber fungiert der Makris-Intimus und Instituts-Lehrbeauftragte Frank Egloff, der den umtriebigen Geophsik-Professor schon mal bei einer Vorlesung vertritt, wenn dieser verhindert ist. Eine abgesprungene Teilnehmerin des Projekts jedenfalls weiß: „Offiziell macht Makris nichts, inoffiziell macht er alles“.

Auch gegenüber der Universitätsleitung mußte Makris inzwischen schriftlich versichern, nicht an dem Öl-Projekt beteiligt zu sein. Für Uni-Präsident Jürgen Lüthje ist der Fall damit erst einmal erledigt: „Ich verlasse mich auf die Erklärung von Herrn Makris“.

Da nach der taz-Veröffentlichung die Ölsuche zudem zunächst einmal gestoppt wurde, wanderte der „Fall Makris“ zu den Akten. Der taz erzählte Jannis Makris Mitte Juni: „Ich glaube nicht, daß das Projekt noch stattfindet“. Eine Mobil-Oil Tochter bestätigte zum gleichen Zeitpunkt, „Entscheidungen“ seien „noch nicht gefallen“. Doch nun mehren sich die Indizien, daß nur verschleiert werden sollte, daß die Vorbereitungen für das Peru-Projekt im Verborgenen auf vollen Touren laufen. Mit strikter Nachrichtensperre und tätiger Mithilfe des Fachbereichs Geophysik. Ein Institutsmitarbeiter weiß: „Es geht in diesen Tagen los“.

Nach Informationen der taz halten sich die Studierenden, die für das Projekt ausgewählt wurden, täglich zum Abflug bereit. Mehrere Zeugen berichten, daß der Institutsbus mehrfach von Geopro genutzt wurde und Makris abgesegnet habe, daß fachbereichseigene Geräte die Reise nach Peru antreten dürften. StudentInnen berichten übereinstimmend, daß sie im auftrag von Geopro in einer Werkstatt, die von der Uni eigens für Makris und seine Arbeitsgruppen in der Speicherstadt angemietet wurde, mehrere Wochen Meßgeräte und Batterieparks für den Einsatz in Peru vorbereitet haben.

In diesen Räumen herrschte auch Ende vergangener Woche noch hektische Betriebsamkeit: Schwarze Kunststoffkoffer, die sich hier bis unter die Decke stapeln, werden für die Aufnahme von seismischer Meßelektronik vorbereitet, wie sie zum Aufspüren unterirdischer Ölvorkommen genutzt werden kann. „Bis zum Wochenende“, so einer der Werkstattmitarbeiter am vergangenen Donnerstag, „wollen wir die Koffer präpariert haben“. Dann bestätigt er: „Das ist für die Reise“. Doch die findet offiziell natürlich gar nicht statt. Ein Mitarbeiter des Geophysik-Instits: „Makris hat kein Auslandsprojekt angemeldet“.

An mehr als zwei Dutzend Koffern des gleichen Typs wurde am vergangenen Donnerstag auch in einer zweiten fachbereichseigenen Werkstatt im Erdgeschoß des Geomatikums herumhantiert. Als Makris von den Nachforschungen Wind bekommt, schließen sich die Türen. Makris: „Es gibt hier nichts zu sehen“. Auch auf mehrmalige Nachfrage gibt der Geophysik-Direktor keine Erklärung für die Arbeiten an den Transport-Behältern. Doch am nächsten Tag sind sie spurlos verschwunden.

Auch Geopro-Chef Frank Egloff hüllt sich in Schweigen. Befragt zur Zukunft des Peru-Projekts, verweigert er jede Auskunft: „Ich habe dazu nichts mitzuteilen“.