Leichtathletik-WM: Lin Tsui-Shuang

Foto: Theo Heimann/Xpress

Lin Tsui-Shuang hat Kinderlähmung. Seit sie ein Jahr alt ist, ist die 28jährige von der Hüfte abwärts gelähmt. Obwohl der Rollstuhl ihr ständiger Begleiter ist, treibt sie, seit sie sich erinnern kann, Sport. Schon in der Grundschule in der taiwanesischen Kleinstadt Chuang Hwa standen Basketball, Schwimmen und Volleyball auf dem Stundenplan, in der Oberschule wurde sie besonders gefördert. „Sport macht einfach Spaß“, sagt sie. Aber Spaß ist nicht der einzige Grund, warum Lin Sport treibt: „Wenn ich viel trainiere, kann ich verhindern, daß sich meine Lähmung verstärkt.“

Bei der Behindertenweltmeisterschaft geht Lin in der Schadensklasse T 53 (Schädigung der oberen Brustwirbelsäule bei normaler Funktion der oberen Gliedmaßen) für ihr Heimatland Taiwan an den Start. Ihre Disziplin: 100 und 200 Meter Rollstuhlrennen, obwohl sie erst vor sechs Monaten mit dieser Sportart begonnen hat. Es ist ihr erster internationaler Wettkampf. Daß sie bei ihrem ersten Rennen am letzten Freitag nur auf Platz acht war, findet sie nicht tragisch: „Dabeizusein ist einfach eine Erfahrung und eine wertvolle Erinnerung.“

In Taiwan arbeitet sie als Programmiererin in einer großen Computerfirma, aber nach der Arbeit geht sie jeden Tag zum Training. Für zwei bis drei Stunden trainiert sie dann mit ihrem Rennrollstuhl auf einem Gelände des Behindertenverbandes. „Es wird viel vom Staat für Behinderte getan“, sagt sie, „man bekommt finanzielle Unterstützung und Hilfe bei der Arbeitssuche.“ Auch als sie sich ein Motorrad gekauft hat, habe der Staat was dazugegeben. „Aber jetzt habe ich es gegen ein Auto eingetauscht“, erzählt sie lachend, „im Taifun Motorrad zu fahren macht nicht soviel Spaß.“ Patricia Pantel