„Thomas, laß' das nach“

■ Trotz astronomisch hoher Privatverschuldungen ist die Zukunft der bezirklichen Schuldnerberatung noch ungewiß Von Sannah Koch

Wenigstens einer sagt definitiv „Nein!“ Tabufreie Spardiskussion hin oder her, zumindest für den Bezirk Altona ist bei der Streichung der bezirklichen Schuldnerberatung das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Schließung dieser Dienststellen, jüngst in einem Papier des Senatsamts für Bezirksangelegenheiten (SfB) als ein Sparvorschlag unter anderen genannt, löste in den Bezirksämtern durchaus kontroverse Diskussionen aus. Und dies, obwohl die Statistiken der Beratungstellen beindruckend sind.

Astronomisch hohe Schuldenlasten listete jüngst alleine die Schuldnerberatung in Wandsbek auf: Dort verteilte sich im vergangenen Jahr auf 475 Ratsuchende eine Gesamtschuldensumme von über 17 Millionen Mark. Dabei lag die durchschnittliche Verschuldung bei rund 35.000 Mark; knapp 200 SchuldnerInnen hatten sogar zwischen 50.000 und 100.000 Miese auf dem Konto.

Doch trotz dieser Zahlen mag sich das Wandsbeker Bezirksamt nicht schützend vor die KollegInnen der Abteilung stellen. „Wir sind noch in der kreativen Phase“, erklärte Verwaltungsdezernent Gerd Hühnerberg. Die Ansage des SfB laute schließlich „tabufreie Diskussion“, dann könne man nicht gleich damit beginnen, Schonbereiche festzulegen. Für die politische Meinungsbildung bleibe Zeit, da erst im September ein Gespräch zwischen den Bezirksamtsleitern und Senator Thomas Mirow über konkrete Sparmaßnahmen anstehe.

Auch in Hamburgs ärmstem Bezirk, in Mitte, will niemand eine Lanze für die SchuldnerberaterInnen brechen. „Wir diskutieren noch“, winkt Verwaltungsdezernent Helmut Stau ab. Ausgeklammert aus den Sparüberlegungen sei diese Abteilung bislang noch nicht.

Nur in Altona gehen die Uhren offenbar ein wenig schneller. Hier halten Bezirksamtsleiter Peter Strenge und Sozialdezernent Hartmut Hoins diese Dienstleistung für unverzichtbar. Immerhin brachten es 70 Ratsuchende im Mai auch hier auf einen Schuldenberg von über zwei Millionen Mark. „Schließung kommt in unseren Überlegungen nicht vor“, stellt Hoins klar. Bedenklich werde die Situation in der Altonaer Schuldnerberatung ohnedies: Von vier Stellen können möglicherweise zwei bald nicht mehr besetzt werden. Ein ähnliches Los kann auch die Wandsbeker treffen. Auch dort arbeiten neben drei festangestellten Kräften fünf weitere auf befristeten Stellen, die vom Arbeitsamt mit Lohnkostenzuschüssen (LKZ) subventioniert werden. Ob diese im kommenden Jahr neu bewilligt werden, ist wegen der Sparpolitik der Bundesanstalt für Arbeit fraglich.

Ob der unklaren Perspektive zeigen sich die MitarbeiterInnen der Beratungsstellen völlig verunsichert. Sie wünschen sich zudem auch Rückendeckung von Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel. Die soll laut Sprecherin Christina Baumeister ihrem Kollegen Mirow allerdings schon deutlich gesagt haben, was sie von einer Schließung der Dienstellen halte. Das habe so ähnlich geklungen wie: „Thomas, laß–das nach!“