Sexistisch oder selbstbewußt?

■ Frauenprotest gegen Pop-Art-Nackedei in der Uni Oldenburg

Oldenburg Der Versuch, triste Flure mit Kunst zu schmücken, hat an der Universität Oldenburg feministischen Anstoß erregt. Durch die Skulptur einer nackten Frau, die im Rahmen des Kunstprojekts „Skulptüren“ von einem Gaststudenten aus einer alten Tür geschnitzt worden war, fühlten sich Uni-Mitarbeiterinnen und Studentinnen „sexuell diskriminiert“. Nach mehrwöchigen „fruchtbaren Diskussionen“ (Hausrechtsdekan Erich Westphal) wurde die Pop-Art-Skulptur jetzt an den Künstler zurückgegeben.

Die Meinungen gingen bis zuletzt auseinander: Von Gegnerinnen wurde die Skuptur als „sexistisches Werk“, von männlichen und weiblichen Befürwortern dagegen als „selbstbewußt und offensiv mit ihrer Nacktheit umgehende Frau“ gesehen. Nach den Semsterferien soll die Diskussion weitergehen. Studierende haben sich bereit erklärt, ein Duplikat anzufertigen. Dies soll dann im Rahmen einer Performance im Mensa-Bereich zur beliebigen Veränderung freigegeben werden. Schon die Original-Nackte war mehrmals mit Toilettenpapier „eingewickelt“ worden.

Vor zwei Jahren hatte ein Streit über Kunst an der Oldenburger Hochschule bereits bundesweit Aufsehen erregt. Damals hatten Feministinnen die Entfernung der surrealistischen Grafiken Paul Wunderlichs aus dem Senatssaal gefordert. Als „unzumutbaren Anblick“ hatten Uni-Frauen eine von ihnen als „Penis Erectus“ getaufte namenlose Grafik ausgemacht, die einen Penis mit rotem Hirschgeweih zeigte.

Seinerzeit hatte Uni-Präsident Michael Daxner entschieden, die Wunderlich-Zeichnungen hängen zu lassen und stattdessen eine „ernsthafte Diskussion über Kunst und Sexismus aufzunehmen“. Seit kurzem sind auch die Wunderlich-Zeichnungen aus dem Senatssaal verschwunden. Stattdessen schmücken den Raum Schwarz-Weiß-Fotos von Köpfen und Gesichtsausschnitten.

dpa