Nach dem Castor die Glaskokillen aus La Hague

■ Vorbereitung für Atommülltransporte aus Frankreich ins Zwischenlager Gorleben

Hannover (dpa) – Der Castor, der in Philippsburg zur Abfahrt nach Gorleben bereitsteht, wird sein Ziel vielleicht nie erreichen. Falls er doch kommt, werden ihm nicht weniger brisante Güter folgen: sogenannte „Glaskokillen“ mit Abfällen aus der Wiederaufbereitungsanlage La Hague.

Ein Antrag, das Gorlebener Zwischenleger für diesen Zweck umzunutzen, liegt seit letztem Jahr beim Bundesamt für Strahlenschutz vor. Die „Brennelementelager Gesellschaft Gorleben“ (BLG) geht davon aus, daß er noch in diesem Herbst genehmigt wird. Sie plant schon mal einen Probelauf: Nach Informationen des niedersächsischen Privatsenders „Radio ffn“ soll ein leerer Behälter von Gorleben nach La Hague transportiert werden. Die Bezirksregierung Lüneburg will in den nächsten zwei Wochen entscheiden, ob sie dem Versuch zustimmt.

Der geplante Transport wird auch von der mit der Organisation betrauten „Gesellschaft für Nuklear-Service“ (GNS) bestätigt. Aus La Hague sollen im letzten Quartal dieses Jahres atomare Abfälle nach Gorleben gebracht werden. Hintergrund sind Verträge, die die deutsche Elektrizitätswirtschaft zur Rücknahme des Atommülls aus La Hague sowie auch dem zweiten Wiederaufarbeitungsort im englischen Windscale verpflichten.

Nach Angaben des Umweltministeriums in Hannover sollen zunächst 28 Glaskokillen nach Gorleben gebracht werden. Zum Transporttermin wollen sich BLG und GNS „wegen der emotionalisierten Lage“ nicht äußern.

Inzwischen mußten die Atomkraftgegner, die im Hüttendorf „Castornix“ auf den ersten Castor warten, ihren Beobachtungsstand wegen akuter Waldbrandgefahr räumen. Für die leeren Hütten wurde eine Bewachung zum Schutz gegen Randalierer und Brandstifter eingerichtet. Das Lager mit etwa 100 Atomkraftgegnern wird auf eine Elbwiese bei Pöhlitz, zwei Kilometer vom Zwischenlager entfernt, verlegt. Der aus Gorleben herausgehende Probetransport soll nicht behindert werden. „Jeden anderen Probelauf in Richtung Gorleben werden wir aber auch für uns als Probelauf ansehen“, warnt ein Sprecher der Bürgerinitiative.