Sieben Verhaftungen wegen Buchenwald-Schändung

■ Polizei räumt Fehler im Vorfeld der Tat ein

Erfurt (AP) – Drei Tage nach den Ausschreitungen in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald hat die Polizei am Dienstag sieben weitere mutmaßliche Täter verhaftet. Wie der leitende Staatsanwalt Otto Kretschmer in Erfurt mitteilte, wurden bei Hausdurchsuchungen der rechtsradikalen Skinheads zudem Waffen, Baseballschläger sowie nazistische Symbole und Propagandamaterial gefunden.

Die insgesamt zweiundzwanzig aus Gera, Erfurt und Ilmenau stammenden Jugendlichen hatten am Samstag abend in der Gedenkstätte Buchenwald mehrere Fenster eingetreten sowie einer Angestellten mit dem Verbrennungstod gedroht. Die herbeigerufene Polizei hatte zwei der Haupttäter vorläufig festgenommen, einen von ihnen aber bereits am Sonntag morgen wieder freigelassen.

Unterdessen räumte die Polizei Pannen bei ihrem Einsatz gegen die Skinheads ein. Diese seien nicht lückenlos beobachtet worden, sagte der amtierende thüringische Polizeipräsident Arved Semerak gestern. Eine Polizeistreife, der die Jugendlichen schon am Samstag morgen wegen ihrer Frisuren aufgefallen war, hätte den Bus zeitweilig aus den Augen verloren. Gegen die verantwortlichen Beamten würden dienstrechtliche Schritte erwogen. Der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hat eine „Bannmeile“ zum Schutz der KZ-Gedenkstätten vor rechtsradikalen Demonstranten gefordert. In einem Schreiben an die Bundesregierung heißt es, entsprechend der gesetzlichen Vorschrift für den deutschen Bundestag und die Landtage müßten die Gedenkstätten mit besonderer Strafandrohung geschützt werden.

Auch der Vatikan hat die Schändung der Gedenkstätte durch Skinheads als Attacke gegen das Gewissen der Menschheit verurteilt. „Es wäre grob oberflächlich und eine Beleidigung des Menschen, solche Verbrecher als Splittergruppen zu bezeichnen“, warnte der L'Osservatore Romano gestern. Seiten 2 und 10