: Operation geglückt, Patient tot
■ Beratungsstelle der Patienteninitiative von Schließung bedroht / Behörde verlangt Fusion mit Verbraucherzentrale Von Sannah Koch
Zwei große Arztskandale hatte Hamburg in der Vergangenheit. Und zwei Patientenberatungsstellen – bald gehabt? Mit scharfem Messer hantieren die Sparkommissare aus der Gesundheitsbehörde derzeit. Sollten sie die geplanten Schnitte wirklich setzen, lautete das Ergebnis: „Operation geglückt, Patient tot“. Der Verein Patienteninitiative, vor zehn Jahren nach dem Bernbeck-Skandal von den Opfern des Barmbeker Chef-Orthopäden gegründet, müßte dann seine Beratungsstelle schließen.
Hunderte Hamburger zu Krüppeln operiert, Schmerzensgeldforderungen in Millionenhöhe: Die unsachgemäßen Operationsmethoden des ehemaligen Chefarzts im AK Barmbek, katastrophale Hygienezustände und das unheilbringende Schweigen der Untergebenen über die Behandlungsfehler hatten damals gewaltige Wellen geschlagen. Ein Teil der Betroffenen gründete die Patienteninitiative und eröffente 1988 eine eigene Beratungsstelle. Das Ziel: Durch Öffentlichkeitsarbeit und die Betreuung von Geschädigten die Stärkung der Patientenrechte in Hamburg durchzusetzen.
Schon damals mochte die Hansestadt das Feld allerdings nicht alleine der aufmüpfigen Initiative überlassen – auch bei der Verbraucherzentrale (VZ) wurde eine Abteilung Patientenberatung angesiedelt. Während die Patienten-Ini jedoch immer wieder mit strikter Parteinahme für die Patienten und politischen Forderungen an die Öffentlichkeit trat, agierte die VZ eher im Hintergrund und konzentrierte sich auf die Rechtsberatung der Hilfesuchenden. Halbherzig wurden allerdings beide Träger von der Stadt ausgestattet: Der Verein erhielt Zuschüsse für 1,75, die VZ für drei halbe Stellen.
Doch das wenige soll nun noch zuviel sein. Obwohl sich Hamburg seit vergangenem Jahr des traurigen Rekords eines zweiten Medizin-Skandals (UKE-Strahlentherapie) rühmen kann, und die Patienteninitiative zunächst von Anfragen der Opfer überrollt wurde, soll bei der Patientenberatung gespart werden. Von den 3,25 Stelle beider Büros soll eine Dreiviertel-Stelle gestrichen werden. Die Idee der Behörde: Zusammenlegung beider Stellen unter dem Dach der VZ.
Doch der erste Gesprächstermin schockte die Patienteninitiative gewaltig. Gründerin Kerstin Hagemann gewann den Eindruck, daß die VZ zwar an ihren Stellen, aber weder an ihren Mitarbeitern noch an einem Mitspracherecht des Vereins interessiert ist. „Wir werden einfach geschluckt, und vom Profil der Patienteninitiative bleibt nichts übrig.“ Deswegen lehnte der Vereinsvorstand die Fusion strikt ab.
Eine Alternative dazu sieht die Behörde jedoch nicht. „Nach den Einsparungen würde sich die Weiterführung von zwei Büros nicht rentieren“, argumentiert Volker Hoffmann, Leiter der Zuwendungsabteilung in der Gesundheitsbehörde. Er hoffe, daß eine Einigung möglich sei, bei der der Patienteninitiative weitgehende Mitspracherechte in der VZ eingeräumt werden sollten. Kerstin Hagemann glaubt nicht an die Fusion, da die Initiative großen Wert auf die Unabhängigkeit ihrer Arbeit lege und nicht zur Unterabteilung der Verbraucherzentrale verkommen wolle.
Eine Hintertür hat die Behörde der Initiative allerdings nicht gelassen: Ende August sollen die beiden Büros ein gemeinsames Konzept vorlegen. Gelingt das nicht, sieht es für die Patienten-Ini finster aus.
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