■ Die populäre Konzertführerin
: Fossile und Zungenbrecher

Nomen est omen, auch im Musikgeschäft. Kaum eine Todesmetall-Kapelle, deren Namen nicht auf „or“ oder „ion“ endet, kein Blues-Musiker, der nicht irgendeinen Adjektivzusatz wie „Big“, „Old“ oder „Chubby“ zum bürgerlichen Namen sein eigen nennt. Nicht schwer zu erraten dürfte also sein, welche Art von Musik sich hinter B.J. and his Grasspickers verbirgt. Richtig, so heißt natürlich keine Heavy-Metal Band, heute ab 21 Uhr erklingt demnach Bluegrass'n Country im Lagerhaus.

Auch Sixties-Bands vermag der Routinier oft schon am Namen auszumachen. Bestes Beispiel am Freitag: Weed Beat, Bremens fulminanteste Neo-Sixties-Garagenband, der man nichts böseres tun kann, als sie Hippies zu nennen. Das hört kein Hippie gerne, auch wenn er Kraut und Beat-Musik im Bandnamen hat. Daß die vier BremerInnen eine Live-Band von wahrhafter Größe sind, haben sie des öfteren bewiesen, kaputte Kabel, umgestürzte Schlagzeugteile und andere Sachschäden pflastern ihren Weg. Vor allem aber beweisen die kultigen Fossile unter der Obhut des Szene-Managers Dildo Müller inmitten ihres Orgel- und Gitarrengedröhnes eine bewundernswerte Standfestigkeit: pro Konzert achtmal betrunken von der Bühne kippen ist keine Kunst. Jedesmal wieder hochklettern dagegen schon. Auch die Kollegen am Freitag pflegen eine Sixties-Tradition: die der zusammengesetzen, pseudoseriösen Unsinnsnamen. Wie Mandragora Lightshow Society. Trip-Rock, Trance-Rock und dergleichen Vokabular mehr ziert die Presseverlautbarungen. Aber egal wie es heißt, irgendwas wird es schon mit altem, geschwängerten Improvisationsrock zu tun haben, wenn ab 21 Uhr das Jugendfreizi in der Friesenstraße bebt.

Schwieriger ist da schon rauszukriegen, wer sich hinter dem Trans-Global Experience DJ Team and Band verbirgt. Kein Wunder bei dem unvorhersehbaren Stilmix, der am Samstag wartet: Im Falstaff am Leibnizplatz versammeln sich ab 21 Uhr Musiker wie Randall Brown, Kenny Byrd oder Gerry Williams, um mit der Unterstützung von DJ's und unzähligen Gästen Funk, Reggae, Jazz, Soul und Hip Hop zur genreübergreifenden Tanzparty unter einen Hut zu bringen.

Am Sonntag lauert noch ein Zungenbrecher für Nimmermüde beim Jazz-Frühschoppen in der Waldbühne. Wer in der Lage ist, bereits morgens um kurz nach 11 Uhr einen Halben in einem Rutsch zu trinken und danach ohne zu stocken „Norbert Susemihl's Arlington Annex“ zu sagen, weiß nicht nur, wer da gerade auf der Bühne turnt, sondern kriegt sicher gleich noch einen ausgegeben. Würden wir zumindest vorschlagen.

Zur nachflohmärktlichen Unterhaltung in der Schlachthof-Arena laden diesmal Best Before 99. Dem Crossover, dem metallisch-dschässig-groovenden, hat sich der Fünfer aus Lübberstadt verschrieben, und das ganze beginnt tradtionsgemäß umsonst und draußen um 15 Uhr.

Lars Reppesgaard