Weiberwirtschaft blüht

■ 10 Jahre Existenzgründungsdarlehen in Bremen/ 60 Prozent Frauenanteil

Die Weiberwirtschaft blüht – das verkündete gestern Sabine Uhl, Senatorin für Arbeit und Frauen, anläßlich eines Geburtstages: Das Existenzgründungsprogramm zur Förderung örtlicher Beschäftigungsinitiativen (Öbi), das vor 10 Jahren mit 1,2 Millionen Mark im Darlehensfonds startete und seitdem insgesamt 600 neue Arbeitsplätze schuf, wird mittlerweile nämlich zu über 60 Prozent (1992: 40 Prozent) von Frauen beansprucht. Zu verdanken ist das einem neuen Förderungsschwerpunkt: eine halbe Million Mark stellte die Wirtschaftsförderung ausschließlich für Frauen bereit, damit sie eine eigene berufliche Existenz gründen können – zusätzlich zu den für 1994 veranschlagten 800.000 Mark für das allgemeine Öbi-Programm. Damit wuchs der Frauenanteil um die Hälfte; Antragstellerinnen müssen nicht länger arbeitslos sein, um den günstigen Kredit zu beanspruchen. Der beträgt mit zehn Jahren Laufzeit zwischen 10.000 und 50.000 Mark.

Die Entscheidung hin zur speziellen Frauenförderung ist nicht die einzige Änderung im Programm: „Das haben wir immer wieder den Erfordernissen angepaßt“, so Uhl gestern. Seit 1987 beispielsweise, nachdem die Bundesförderung für kleine Unternehmen verändert wurde, können auch Handwerksbetriebe Kredite beantragen. „Von 5.000 bis im Ausnahmefall 250.000 Mark war alles dabei“, so Gründungs-Berater Hans-Günter Blank aus dem Arbeitsressort. Die größeren unter ihnen wie die Druckerei Geffken und die Fahrradmanufaktur, gehörten zu den großen Kreditnehmern. Das müsse man auch sehen: „Drei große Projekte haben ein Fünftel der Dauerarbeitsplätze gestellt“, so Blank.

Vor allem werden die kleinen Zwei- bis Dreipersonenbetriebe gefördert, vom Montagebetrieb über den Bioladen bis zum Sonnenstudio. Denn neben der Kreditfähigkeit der AntragstellerInnen werden auch deren realistische Marktchancen ausgelotet, bevor die staatliche Mark ins Rollen kommt – vor allem kleine Unternehmen fahren den Verlust ein: 10 Prozent, rund 600.000 Mark, gingen seit 1983 in Pleite-Projekte. „Für Existenzgründungen ist das wenig“, sagte Blank. Und: Obwohl das Ressort durch umfassende Beratung versuche, das Risiko auch bei den AntragstellerInnen gering zu halten, seien die Pleiten nicht vorherzusehen. „Die meisten entstehen aus der Uneinigkeit zwischen GeschäftspartnerInnen“ – nur wenige durch falsche Unternehmensplanung. Dafür steht er selber ein, denn anders als im niedersächsischen Umland beispielsweise, werden die Anträge vom Ressort, nicht von Banken angenommen. „Das ist unser größter Vorteil“, so Blank. Denn die Erfahrung in anderen Bundesländern zeige, daß vor allem kleine KreditnehmerInnen, Frauen zumal, es in Bankhäusern schwer haben. „Kein Wunder, die Banken müssen für eine kleine Provision das volle Risiko tragen“, so der Fachmann. In Bremen aber könne man durch kurze Wege und durch die direkte Abwicklung über das Ressort die Unterstützung bieten, die ExistenzgründerInnen wirklich bräuchten. ede