Die „Welle“ nie wieder auf großer Fahrt

■ Bremen einziges Gastronomie-Schiff endgültig gesunken / Wurde Schiffs-Rumpf angebohrt?

„Ganz Bremen ist froh, daß die Welle weg ist“, klagt Almuth Heiss, die Mitbesitzerin der „Welle“, Bremens einzigem Gastronomie-Schiff. Wobei die Welle mit ihrem Variete-Programm zuletzt „das Nachleben angekurbelt“ habe, und das mit einem „Weltstadtprogramm“. Die Hotels hätten sie dazu ermuntert, aber, klagt Almuth Heiss, die Medien hätten provinziell reagiert und eine Kampagne gegen den angeblichen Strip entfacht.

Gestern standen mehr BremerInnen am Weser-Ufer, um das schlichte Spekatakel des halb gesunkenen Schiffes zu bestaunen, als das Variete je Publikum gehabt hat: Seit Mittwoch früh gegen 5 Uhr schwappt Wasser durch den unteren Bereich des Schiffes, bei Niedrigwasser gegen Mittag ragte gerade noch das Oberdeck aus der Weser. Einer der Dalben, mit denen das Schiff am Ufer festgeschweißt war, ist gebrochen. Die Ursache für das Sinken des Schiffes, so die Wasserschutzpolizei, könne erst geklärt werden, wenn das Schiff geborgen ist.

Schon seit Montag war die schwankende Brücke, über der die Besucher auf das Schiff gelangen konnten, abgebaut – für Bremen sollte das Nachleben ein Ende haben. In zwei Wochen, so Almuth Heiss, sollte die Welle ablegen und auf große Fahrt gehen: In Frankfurt habe man eine Liegegenehmigung schon gehabt. Ihr Mann aber, so Frau Heiss verzweifelt, sei in Kiew, um über die neuen Verträge für die Variete-Gruppen zu verhandeln. Sie habe ihn angerufen und vom Sinken des Schiffes informiert.

Wie das Schiff ausgerechnet jetzt sinken konnte, dafür hat die Frau des Betreibers keine Erklärung. Der Unterboden des Kahnes –Baujahr 1915 – sei aus neun Millimeter dickem Stahl – „der hätte noch hundert Jahre gehalten“. Aber Neider und Feinde hätten die Welle-Betreiber genug gehabt, davon zeugten Schreiben und Telefonanrufe. Vielleicht sei die Welle ja gerammt worden, oder „angebohrt“.

Die Theorie vom „Rammen“ hält die Wasserschutzpolizei für äußerst unwahrscheinlich: vor 5 Uhr morgens läßt die Weserwehr-Schleuse kein größeres Schiff durch. Bleibt die Theorie vom Anbohren. Nun werde es aber wieder Gerede geben: „Ich weiß, wie das läuft: Es wird heißen, mein Mann hat das gemacht.“

Daß der schon in Kiew alles für den nächsten Auftritt in zwei Wochen in Frankfurt klarmachen konnte, bezweifelt die Wasserschutzpolizei. „Das ist doch bisher eine Sommerlaube gewesen, das hat mit Schiffahrt nichts zu tun“, findet Herr Huber, „das hätte so nicht losfahren können“. Auf einer Werft wären umfangreiche Arbeiten erforderlich gewesen – bis hin zu wasserdichten Türen. Eine Genehigung für eine Verschleppung nach Frankfurt lag keineswegs vor. In Düsseldorf sei eine Anlege-Genehmigung gerade verweigert worden, heißt es.

1984 hatte es auf dem schiff ein erstes Mal gebrannt. Ein Benzinkanister wies die Kripo auf die Ursache – Brandstiftung – hin. die Feuerwehr kam schnell - der Schaden reduzierte sich auf 100.000 Mark.

1986 waren wieder Brandstifter am Werk. Diesmal machten sie ganze Arbeit: Die Kabel der Alarmanlage waren durchtrennt, das Benzin – als hätten die Täter aus dem ersten Versuch gelernt –an verschiedenen Stellen verkippt. Die Heiss hatten ein Alibi: Sie waren im Park-Hotel gewesen. 1 Mio Mark Versicherung wurden fällig. „Beim letzten Brand waren wir noch nicht versichert“, wehrt sich die Betreiber-Frau gegen den Verdacht, ihr Mann selbst habe das Feuer bestellt. Zwei Jahre lang hätten sie prozessieren müssen, um die Versicherungsansprüche durchzusetzen.

K.W.