Bindfaden statt Viererabwehrkette

■ Nach zehn Tagen steht Uli Maslo mit dem Rücken zur Wand

Ein ungeschriebenes Gesetz gewährt neuen Amtsinhabern eine Schonfrist von einhundert Tagen. Erst nach Ablauf dieses Zeitraums muß sich der Betreffende der öffentlichen Kritik stellen. Zumindest bis gestern galt dieses geheime Stillhalteabkommen auch im Falle Uli Maslos. Doch seit Donnerstag kommt es für den neuen Trainer des FC St. Pauli knüppeldicke. „Spielerrebellion“ titeln die einen, wiederum andere denunzieren den 56jährigen als „Wendehals“ – dies alles nach zehn Tagen in der Verantwortung.

Dabei war gar nicht viel passiert. Zugegeben: Die Auftritte gegen die Regionalligisten Osnabrück (0:1) und Lurup (2:3) waren nicht das Gelbe vom Ei. Auch die Viererabwehr wirkte eher wie Zuckerperlen auf Bindfaden denn als stabile Kette. Doch bei aller Kritik: Wer Neues probiert, riskiert immer, daß etwas schiefgeht. Uli Maslo zumindest versteht die Welt nicht mehr, oder besser: er lernt sie gerade kennen. „Die Mannschaft und ich sind völlig überrascht“, weist Maslo die Vorwürfe weit von sich. Bei den nächsten Freundschaftsspielen jedenfalls ist er zum Erfolg verdammt. Auch bei der Verpflichtung des Kolumbianers Wilson Cano muß alles glatt gehen, denn viel Zeit zu überzeugen wird Maslo nicht mehr haben – hundert Tage erst recht nicht. cleg