Sprengstoff im Diplomatenkoffer

■ Anschlag auf jüdisches Kulturzentrum in Buenos Aires angeblich in iranischer Botschaft geplant

Buenos Aires (AFP/dpa/taz) – Die Spur der Bombenleger von Buenos Aires führt immer deutlicher Richtung Teheran. Am Mittwoch beorderte die argentinische Regierung ihren Botschafter aus der iranischen Hauptstadt zurück. Am gleichen Tag nahmen argentinische Polizisten einen zweiten Iraner fest, der an dem Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum vor über zehn Tagen beteiligt gewesen sein soll. Bei der Explosion einer Autobombe waren mindestens 95 Menschen getötet worden. Zehn Personen wurden gestern noch vermißt. Unter dem Verdacht, an dem Anschlag beteiligt zu sein, sitzt bereits eine Angestellte der iranischen Botschaft in Buenos Aires in Untersuchungshaft. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman, erklärte nach einem Gespräch mit Argentiniens Staatschef Carlos Menem, die Beteiligung der iranischen Botschaft an dem Anschlag sei „ziemlich klar“.

Aus libanesischen Regierungskreisen hieß es gestern, die argentinischen Behörden hätten im Zusammenhang mit dem Anschlag die Auslieferung eines ehemaligen Anführers der vom Iran unterstützten Hisbollah, Scheich Subhi al-Tufaili, gefordert. Andernfalls drohe Argentinien mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Al-Tufaili gehörte zu den Gründern der Hisbollah, hatte sich aber später von ihr gelöst.

Argentiniens Außenminister Guido di Tella drohte mit „äußerst harten Maßnahmen“ gegen jedes Land, das in den Anschlag verwickelt sei. Vize-Außenminister Fernando Petrella erklärte, die iranische Botschaft habe offenbar „Diplomatengepäck“ mißbraucht. Aus Justizkreisen wurde der Verdacht geäußert, der für das Attentat verwendete Sprengstoff sei mit iranischen Diplomatenkoffern ins Land geschmuggelt worden. Der iranische UN- Botschafter Kamal Kharrazi wies die Vorwürfe zurück. Der argentinische Bundesrichter Juan Jose Galeano war Anfang der Woche in Venezuela gewesen, um dort den angeblichen iranischen Ex-Diplomaten Manuscheh Moatamer zu befragen. Er soll als Drahtzieher des Anschlags einen iranischen Soldaten genannt haben. Die iranische Führung bestreitet, daß Moatamer jemals als ihr Diplomat tätig gewesen ist.

In Geheimdienstkreisen wird unterdessen darüber spekuliert, wie sich die israelische Regierung für die zahlreichen Anschläge revanchieren wird. Angeblich wird in Jerusalem erwogen, iranische Persönlichkeiten zu entführen, die iranische Botschaft in Beirut in die Luft zu sprengen oder sogar Ziele im Iran zu bombardieren.