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Wenn Hamster nicht mehr bohnern

■ Auch Tiere leiden unter dem Wetter: Die taz sag, wie Sie Ihren Lieben helfen können

Tierisch, diese Hitze. Wo man in Hamburg sonst nicht mal einen Hund vor die Tür jagen würde, vergeht nun bei 35 Grad im Schatten auch dem agilsten Hamster das Bohnern. Sogar die Katze läßt das Mausen und räkelt sich lieber in einer schattigen Ecke.

Nicht alle vierbeinigen oder mehrflossigen Mitbewohner haben allerdings die Möglichkeit, dem sommerlichen Hitzeschock zu entfliehen. Aquarienfische zum Beispiel machen spätestens bei 35 Grad Wassertemperatur schlapp, weil ihr Immunsystem sich nicht mehr gegen Bakterien zur Wehr setzen kann. Ein Eiswürfelcocktail im Zimmeraquarium ist aber auch nicht die richtige Lösung, denn gar so cool mögens die geschuppten Freunde dann doch nicht. Helfen also nur ein Kühlaggregat oder der Ventilator über der Wasseroberfläche.

Kollabierte Meerschweinchen, hechelnde Chinchillas und japsende Ziervögel bevölkern im Moment die Praxis der Altonaer Tierärztin Birgit Rüschoff. „Viele Besitzer vergessen einfach, daß ihre Haustiere vor der sommerlichen Sonneneinstrahlung geschützt werden müssen“, sagt sie. „Wenn der Käfig auf dem Balkon in der größten Hitze stehengelassen oder der Hund im Auto eingeschlossen wird, gibt es für die Tiere keine Ausweichmöglichkeit vor dem Hitzschlag.“ Und der kann tödlich sein.

Die UV-Strahlung tut ein übriges: Hunde mit sehr wenig Behaarung kriegen besonders beim Baden schnell Verbrennungen und sollten vorsichtshalber mit Sonnenschutzcreme eingerieben werden.

Gibt es vielleicht sogar schon Sonnenschutzkleidung für die kleinen Lieblinge? Erika Dluzak führt solche Artikel in ihrem Hunde- und Katzenshop jedenfalls nicht. Es sei sowieso völliger Unsinn, einen gesunden Hund mit Mäntelchen und Sonnenbrille zu quälen, meint sie. „Hundehalter sollen lieber darauf achten, daß sie das Tier nicht überfordern, und es nicht bei der größten Hitze hinter ihrem Fahrrad herhetzen. Viel frisches Wasser und Ruhe reichen aus, und wenn es ganz schlimm wird, schaffen kalte Umschläge Erleichterung“, meint sie.

Für viele Haustiere hat der Hochsommer noch ganz andere Wirkungen: Sie werden von ihren Besitzern einfach ausgesetzt oder dem Tierheim übergeben. 84 Hunde und 138 Katzen landeten seit Mai schon beim Hamburger Tierschutzverein, weil sie offensichtlich der Urlaubsplanung ihrer BesitzerInnen im Wege waren.

Ein schwerer Schlag für die Tierseele. Diplompsychologin Renate Wendt, Hundeberaterin in Hamburg, hat da ganz einfache Tips zum Umgang mit den Vierbeinern: „Im Grunde ist bei allem nur zu beachten, daß Hunde keine Gegenstände sind, sondern auch eine Psyche haben.“ Tiere sind eben auch nur Menschen.

Ute Schmölz

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