Ein Zehntel des Berliner Ozons ist hausgemacht

■ Erste Ergebnisse der Messungen / Umweltstaatssekretär: Tempolimit brächte nur einprozentige Ozon-Veringerung

Im Ballungsraum Berlin treten die höchsten Ozonwerte je nach Windrichtung 20 bis 60 Kilometer hinter der Stadt auf. Sie sind zwischen zehn und dreißig Prozent höher als die Werte in der Innenstadt. In der Stadt selbst liegen die Werte fünf bis zehn Prozent niedriger als im Umland, was auf den Abbaueffekt durch Kohlenmonoxid zurückzuführen ist. Nur zehn Prozent der Ozonbelastung werden in Berlin verursacht. Das sind die ersten, vorläufigen Ergebnisse von Messungen, die seit zwei Wochen von Bodenstationen und mit zwei Motorsegelfliegern über Berlin durchgeführt werden und gestern vorgestellt wurden. „Die Messungen haben unsere bisherigen Modellrechnungen schulbuchartig bestätigt“, sagte Manfred Breitenkamp, Leiter des Referates Luftreinhaltung beim Umweltsenator.

Umweltstaatssekretär Lutz Wicke sah die Ergebnisse als Bestätigung für den Kurs seiner Behörde, wonach ein Tempolimit oder gar ein zeitweiliges Fahrverbot bei Ozonalarm keine sinnvolle Maßnahme sei. Nach Breitenkamps Angaben würde dies nur zu einer ein- bis zweiprozentigen Reduzierung der Ozonkonzentration führen. „Auch eine konzertierte Aktion mit Brandenburg brächte nichts.“ Selbst ein bundesweites Fahrverbot würde seiner Ansicht nach die Ozonwerte nur um zwei bis drei Prozent verringern.

Breitenkamp wies darauf hin, daß auf der Berliner Stadtautobahn ohnehin Tempo 80 gelte und die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Avus bei 100 km/h liege. Tempo 90 bei Ozonalarm erziele schon deshalb kaum einen Effekt.

Der umweltpolitische Sprecher der SPD, Wolfgang Behrendt, ist jedoch nach wie vor anderer Ansicht. Er hält an dem gemeinsam mit Bündnis 90 geforderten Tempolimit fest. „Wenn man den Berliner Ring einbezieht und Tempo 60 auf der Stadtautobahn einführt, gehen die Ozonwerte erheblich runter“, sagt er mit Hinweis auf Untersuchungen aus den USA.

Wicke setzt dagegen ausschließlich auf langfristige Maßnahmen wie eine Verringerung der Kraftwerksemissionen oder Auffangrüssel an Tankstellen. Langfristig könnten dadurch die Vorläuferstoffe des Ozons, Stickoxid und Kohlenmonoxid, um die Hälfte verringert werden, schätzt er.

Erst ab 1998 gilt für Berlin: „Ohne Kat nicht in die Stadt.“ Dann dürfen bei Sommersmog nur noch Autos mit Katalysator und ab 1999 nur noch schadstoffarme LKWs in die Innenstadt fahren. Dann entstünde nur noch halb soviel Stickoxid wie jetzt, so Wicke. Daß die Regelung nicht schon früher gelte, scheitere am „massiven Widerstand des Verkehrssenators und der CDU“, so Behrendt. Immerhin haben bereits knapp 60 Prozent der Berliner ein Auto mit Kat. Strittig ist laut Behrend auch noch, was als Innenstadt definiert wird. Ginge es nach dem Verkehrssenator, sei damit nur der Bereich zwischen Entlastungsstraße, Dimitroffstraße und Warschauer Brücke gemeint. Dagegen versteht Umweltsenator Volker Hassemer unter Innenstadt das Gebiet innerhalb des S-Bahn-Rings.

Die Ergebnisse der Ozon-Messungen, die noch bis Mitte August fortgesetzt werden, sollen „noch vor Weihnachten“ (Wicke) vorliegen. Dorothee Winden