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: Die FAZ entläßt ihre Kinder

Nur „Freude, daß die Verhandlungen über den Sozialplan bei der Neuen Zeit so zügig beendet werden konnten“, war gestern dem Vorsitzenden der FAZ-Geschäftsführung, Dr. Kapitz, zu entlocken. Zur betrüblichen Meldung aus Kreisen der Redaktion dagegen, daß die FAZ, die vor drei Wochen ihre vielgelobte Ost-Tochter eingestellt hatte, keinen der 190 Entlassenen in ein anderes Unternehmen der Verlagsgruppe übernehmen wird, sagte er der taz nur: „kein Kommentar“. Aber das ist ja auch einer. Die FAZ verfügt in Potsdam über die gutgehende Regionalzeitung Märkische Allgemeine (236.000 Auflage) und in Berlin über eine Druckerei und Buchbinderei.

Über den Verlust ihres Arbeitsplatzes werden die MitarbeiterInnen der einstigen Zeitung der Ost- CDU mit recht großzügigen Abfindungen von durchschnittlich 23.000 DM hinweggetröstet. Nach Meldungen, die die Treuhand leider nicht bestätigen wollte, hatte die FAZ mit Schließung der defizitären Neuen Zeit nur so lange gewartet, wie es ein Vertrag mit der Treuhand vorsah. Danach habe sie die Arbeitsplätze in der Zeitung, die trotz vieler Journalistenpreise nur 33.000 Exemplare verkaufte, bis zum 30.6.94 garantieren müssen, um die wertvollen Immobilien der Ost-CDU-Holding zu erhalten, darunter ein Top-Grundstück im Berliner Zeitungsviertel. Die 4,4 Millionen Abfindungen dürften da zu verschmerzen sein.