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: Stolte aktiv

Mainz (taz) – Er führe nur noch „Rückzugsgefechte“, betreibe „Frontbegradigung“, wetterte Dieter Stolte. Aber die nächste Schlacht gegen die Privaten gedenkt der ZDF-Feldherr für sich zu entscheiden. 10 Minuten Werbung in der Zeit mit den höchsten Einschaltquoten will er sich erkämpfen. Die Privaten dagegen möchten die Prime Time für sich behalten. Den Öffentlich-Rechtlichen werden zwar bisher 20 Minuten Werbung täglich zugestanden, allerdings nur vor 20 Uhr. Stolte drängt jetzt darauf, die Hälfte davon später senden zu dürfen. Beschließen müßten das die Länder.

Stoltes Druckmittel sind düstere Prognosen über riesige Defizite. 1996 werden, 800 Millionen Mark Einsparungen zum Trotz, alle Reserven aufgebraucht sein. Dann müßte sich das ZDF 400 Millionen Mark von den Banken leihen. Außerdem hofft der ZDF-Chef auf die Solidarität der mit-leidenden ARD: „Hilf du uns, ARD, dann hilfst du dir selbst!“ Andernfalls hat er auch noch eine Drohung parat: Dann will Stolte mit den Ministerpräsidenten ein ernstes Wort darüber reden, ob dem ZDF nicht ein größeres Stück aus dem Gebührenkuchen zustünde. Doch solcherlei Konflikte brächten nur „Schaden für das Gesamtsystem“, weiß Stolte. Der ARD-Vorsitzende Plog hat ja auch schon Wohlwollen signalisiert.

So gäbe es laut Stolte im Idealfall nur Sieger. Das ZDF könnte 160 Millionen jährlich mehr verdienen. Die ARD bräuchte sich im umkämpften Vorabend nicht mehr gar so arg mit dem ZDF um Werbegelder zu prügeln. Und die Zuschauer bekämen die ZDF-Werbung etwas verteilter, ab 20 Uhr nur noch in Zwei-Minuten-Happen zwischen den Sendungen. Im Dezember wird sich zeigen, wie die Ministerpräsidenten darüber denken. Christoph Heinzle