■ Mit Geldmarktfonds auf du und du: Schnell und rentierlich
Berlin (taz) – Hohe Zinsen, geringes Kursrisiko und Kohle, auf die wir täglich zurückgreifen können – solch traumhafte Bedingungen bieten sogenannte Geldmarktfonds. Die neue Anlageform wird durch das „Zweite Finanzmarktförderungsgesetz“ ermöglicht, das am 1. August in Kraft tritt. Im Rennen um das Geld der SparerInnen ist die Commerzbank als erste aus dem Startblock gegangen. Ab Montag können KundInnen in den Filialen des Frankfurter Geldhauses Geldmarktfonds ab 20.000 Mark Mindestanlage kaufen. Die Rendite dürfte bei annähernd fünf Prozent liegen – für private Festgelder gibt es sonst gerade dreieinhalb Prozentchen. „Derzeit“, heißt es in der Pressemitteilung der Commerzbank, sei der Erwerb kostenlos, fielen keine An- und Verkaufsprovisionen, keine Depotgebühr und auch kein Ausgabeaufschlag an.
Was macht Geldmarktfonds so attraktiv? Sie setzen sich zusammen aus verzinslichen Wertpapieren privater oder öffentlicher Schuldner mit Laufzeiten bis zu einem Jahr, also Fest- oder Termingeldern des Staates oder der Banken. Weil in einem Fonds viele kleine und mittlere Anlagebeträge zusammenkommen, können hohe Summen investiert werden. Zudem kann die Fondsgesellschaft Geldpapiere mit unterschiedlicher, also auch längerer Laufzeit bis zu einem Jahr kaufen. Daraus ergeben sich höhere Zinsen, die an die Anleger weitergegeben werden. Auf ein bis anderthalb Prozent taxiert Günter Schardt vom Bundesverband Deutscher Investmentgesellschaften (BVI) diesen Zinsvorteil gegenüber klassischen Fest- und Termingeldern.
Einen Haken für die KundInnen vermag Schardt nicht zu entdecken. Immerhin könne praktisch täglich auf das Geld zurückgegriffen werden. Das Kursrisiko sei sehr gering, da hinter dem Fonds Geldanlagen und Wertpapiere mit kurzer Laufzeit und geringen Kursschwankungen stehen. Auch wer gerade nicht 20.000 Mark im Sparstrumpf versteckt hat, darf hoffen. Experten erwarten auch kleinere Mindestanlagesummen bis hinunter zu 1.000 Mark. In Frankreich kann man gar ab 300 Mark (1.000 Francs) in Geldmarktfonds investieren.
Gegen Geldmarktfonds hat sich die Bundesbank lange gewehrt, weil sie der Notenbank die Steuerung der Geldmarktmenge erschweren. Spätestens im Herbst dürften zahlreiche Banken dem Beispiel der Commerzbank gefolgt sein und eigene Angebote vorlegen. Bis dahin nämlich dürfte das Bundesamt für das Kreditwesen die Vertragsbedingungen für Geldmarktfonds abgesegnet haben.
Die Commerzbank bedient sich derweil eines Tricks. Ihr Fonds ist in Luxemburg aufgelegt worden und darf „nicht öffentlich“ verkauft werden – ohne Werbung und schriftliche Kundeninformation. Lorenz Redicker
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