■ Bonn apart
: Von Eliten und ihren Faxen

Die kleine Wahlkampfserie der CDU/CSU-Fraktion – „Gute Nachricht ...“ – ist erst bei Numero 9 angelangt, während die Gegenkampagne der SPD-Fraktion – „Fakten sprechen gegen Kohl“ – schon zum 31. Mal zugeschlagen hat. Was „Nachricht“ und „Fakten“ uns mitteilen, ist vermutlich selbst den Verfassern der Erklärungen von Herzen egal – Nr.9 galt dem Kabelnetz, Nr. 31 dem Krankenversicherungs-Anpassungsgesetz. Doch zeigte sich in dieser Woche nicht nur an diesem Beispiel: Die einen haben es nötiger als die anderen.

Gedränge etwa bei Elisabeth Noelle-Neumann. Auch in diesem Sommer hat die Allensbach- Chefin im Auftrag von Capital die politischen Präferenzen der Führungskräfte erforscht. Die Elite, wie die Professorin lieber sagt, rechnet mit einem Wahlsieg der Kohl-Koalition und dieser sensationelle Befund wurde auch am nächsten Tag ordnungsgemäß überallhin vermeldet. Bemerkenswerter war wieder einmal nur, mit wieviel Schwung die Dame für ihre Sache werben kann.

Ob ihre Umfrage Wirkung auf die allgemeine Stimmung habe? Keine, beteuerte sie – zunächst! Doch immerhin: Im Lauf der Jahre sei ihr klargeworden, daß in die Elite aufsteigt, wer Entwicklungen vorausahnt, wer „Nase“ hat. Das beste Beispiel dafür – natürlich Helmut Kohl. 1973, als die sozialliberale Koalition eine 60-Prozent-Mehrheit der Sitze im Bundestag gehabt habe, da hat Kohl ihr die Sitzverteilung nach der nächsten Wahl nahezu präzise vorausgesagt. Bis heute hat die beredte Meinungsforscherin Kohls kleine Rechennotizen treulich aufbewahrt.

Die FDP hingegen schreckte am Donnerstag in ihrer Not nicht davor zurück, Kinder zu Wahlkampfzwecken einzusetzen. Die ultraliberalen (und soweit sachlich begrüßenswerten) Pläne der Justizministerin zum Kindschaftsrecht, kommen leider reichlich spät. „Mit Volldampf“ will Leutheusser-Schnarrenberger deshalb in der nächsten Legislaturperiode zu Werke gehen. Jetzt dienen die unehelichen Kinder der FDP nur dazu, sich von der Union abzusetzen, die am nächsten Tag – ganz wie zu erwarten war – die Vorstellungen der Liberalen zurückwies.

Und die SPD? Ihr Herausforderer geht auf Reisen. In Zwiesel, Plattling, Kochel, Rügen soll Scharping sich im direkten Dialog mit den Bürgern – wie Bundesgeschäftsführer Verheugen meinte – von seiner stärksten Seite zeigen. Der Kanzler ist schon verreist. Er macht satte vier Wochen Urlaub, wie immer am Wolfgangsee. Tissy Bruns